Mit einem gemeinsamen Gottesdienst haben die Polnische und die Deutsche Bischofskonferenz
an diesem Sonntag des Beginns des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren gedacht. Der
Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erinnerte in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale
an den deutsch-polnischen Versöhnungsprozess, der 1965 mit einem Briefwechsel der
Bischofskonferenzen beider Länder begonnen hatte. Er forderte dazu auf, „Schuld und
Versagen, die zum Krieg führten und im Zweiten Weltkrieg sowie danach geschehen sind“
zu bekennen. „Die gereichten und ergriffenen Hände sollen immer ineinander bleiben“.
Politik könne „den Frieden gefährden, wenn sie nationalistisch wird und nicht das
Wohl aller Menschen weltweit im Blick“ habe, so der Bamberger Erzbischof weiter. Schick
ist der deutsche Vorsitzende der deutsch-polnischen Kontaktgruppe der Bischofskonferenzen. Der
polnische Vorsitzende, Bischof Wiktor Skworc, sagte in der Predigt: „Der letzte Krieg
hat den Menschen, und was er erreicht hat, bis zu den Fundamenten zerstört.“ Die Kirche
in Deutschland und in Polen müsse daher gemeinsam „um Frieden rufen für uns und die
Welt“. Sie dürfe nicht den Fehler begehen, „die Opfer aufzuzählen und so das Leid
zu messen“. In der Kirche gebe es „nicht mehr Deutsche und Polen“, da alle „eins ins
Jesus Christus“ seien. Der Warschauer Erzbischof Kazimiercz Nycz forderte dazu
auf, weiter „um Versöhnung zwischen deutschen und polnischen Katholiken, zwischen
Polen und Deutschen“ zu beten. „Krieg ist das Debakel des authentischen Humanismus
und die Katastrophe der gesamten Menschheit.“ Die europäischen Nachbarländer seien
dazu aufgerufen, immer neu nach Wegen der Freundschaft zu suchen.
Bei einem
Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland in der St.-Marien-Kirche sagte
Bischof Wolfgang Huber, die Erfahrungen Europas nach dem Krieg ermutigten dazu, „in
den Konflikten unserer Zeit den zivilen und friedlichen Lösungswegen einen klaren
Vorrang zuzuerkennen“.
Zu der Messe in der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin
war neben Bundespräsident Horst Köhler auch der polnische Botschafter Marek Prawda
gekommen. Hauptzelebrant des Gottesdienstes war der Berliner Erzbischof Kardinal Georg
Sterzinsky. Der Zweite Weltkrieg hatte am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall
auf Polen begonnen.