Kardinal Tarcisio
Bertone verteidigt den Papst: In einem Interview mit der Vatikanzeitung „L`Osservatore
Romano“ weist der Kardinalstaatssekretär, der „Zweite Mann“ im Vatikan, Kritik am
Kirchenoberhaupt zurück. Benedikt XVI. sei nicht nur „ein großer Theologe und Lehrmeister“,
sondern auch „nah an den Menschen“; Gerüchte über ein Zurückgehen auf die Zeit vor
dem Zweiten Vatikanischen Konzil seien haltlos. Bertone ist der engste Mitarbeiter
des Papstes – und kann mit manchem, was über diesen so gesagt und geschrieben wird,
nichts anfangen. Benedikt sei keineswegs entrückt, sondern spreche „für alle verständlich“,
auch für die „einfachen Leute“; er sei „ein profunder Kenner der römischen Kurie“,
wenn er sich auch immer „von den Manövern und dem Geschwätz“ ferngehalten habe, „die
manchmal leider in gewissen Kurienkreisen aufkommen“. Man dürfe nicht einfach „alles,
was in der Kirche geschieht oder was manche ihrer Exponenten so erklären“, dem Papst
ankreiden, findet der Kardinal. Vor allem aber stehe Benedikt für einen „Weg der Erneuerung“
aus einer „intimen Kenntnis des Konzils“ heraus: Viele „Ergüsse und Gerüchte über
angebliche rückwärtsgewandte Dokumente“, die demnächst anstünden, seien „reine Erfindung
und ein ständig wiederaufgewärmtes Klischee“. An besonderen Akzenten dieses Pontifikats
nennt Bertone vor allem „den stärkeren Kontakt mit den orthodoxen und den Ostkirchen,
das Gespräch mit dem Judentum und das mit dem Islam“; hier sei es „zu Antworten und
Vertiefungen“ gekommen, wie es sie früher noch nicht gegeben habe. Der Papst aus Deutschland
pflege auch einen „direkten und brüderlichen Kontakt“ zu den Bischöfen in aller Welt
und zu den Leitern der einzelnen Vatikanbehörden. Für die nähere Zukunft verspricht
der Kardinalstaatssekretär „einige wichtige Neuernennungen, bei denen auch die Überraschungen
nicht fehlen werden, vor allem was die Berücksichtigung der neuen Kirchen betrifft“.
Besonders Afrika biete da „exzellente Kandidaten“, deutet Bertone an. (rv 28.09.2009
sk)