2009-08-28 12:40:59

Argentinien: „Kirche absolut glaubwürdig“


RealAudioMP3 Die katholische Kirche bleibt hart in der Debatte um Armut in Argentinien. Die Bischöfe des südamerikanischen Landes werden nicht müde, die katastrophalen Verhältnisse anzuprangern. Die politische Führung habe keine Programme gegen die wachsende Not der Menschen.
Knapp 40 Prozent der Argentinier leben laut einer kirchliche Studie unterhalb der Armutsgrenze. Jedes zehnte Kind hungert. Die Regierung streitet die Vorwürfe ab. Staatliche Statistiken sprechen von lediglich 15 Prozent. Das sei Schönfärberei, bekräftigt gegenüber Radio Vatikan der Seelsorger der französischsprachigen katholischen Gemeinde in Buenos Aires, Pater Jean de Montalembert.

„Die Kirche ist bei diesem Thema sehr sensibel, weil sie hier auf dem Gebiet der Armutsbekämpfung sehr präsent ist. Sie hilft besonders Kindern und Familien, die sich kaum ausreichend mit Nahrung versorgen können, und daher würde sie sofort spüren, wenn es da weniger Resonanz aus den Familien gäbe. Stattdessen spüren wir, dass es immer mehr Kinder gibt, die aus den so genannten ‚comedors‛ kommen, den ‚Unterschichtsfamilien‛.“

In einem Brief an den Nuntius in Buenos Aires Anfang August forderte auch Papst Benedikt, „den Skandal der Armut und die soziale Ungleichheit“ in Argentinien zu verringern. Die Mächtigen in Politik und Gesellschaft wüssten um die Glaubwürdigkeit der Kirche in diesen Belangen, so der Seelsorger.

„Alle politischen Machthaber waren sehr angespannt, weil sie eigentlich wissen, dass sie nicht sagen können, dass die Kirche sich irrt. Trotzdem sagen sie es. Aber sie wissen, dass ihnen da niemand glaubt, weil die Kirche in diesem Thema absolut glaubwürdig ist.“

Angesichts der offensichtlichen Ungleichheiten in Argentinien und der ungerechten Verteilung der Ressourcen, hätten viele Menschen das Vertrauen in die Demokratie verloren.

„Bei den letzten Wahlen haben die alten Machtinhaber verloren. Das war ein eindeutiger Akt seitens der Bevölkerung, um ihre Ablehnung gegenüber dieser Politik auszudrücken. Ich denke, dass wäre eigentlich der Moment gewesen, in dem sich in diesem Land etwas hätte ändern können – durch einen anderen politischen Dialog oder eine stärkere Opposition. Aber überhaupt gar nichts hat sich verändert. Es gibt hier einen großen Raum für solche, die politisch Druck ausüben und dafür sorgen, dass sich nichts ändern kann. Und die Menschen sind derart gewöhnt an ihre Situation, dass sie sich nicht rühren, sie gehen nicht auf die Straße.“

(rv 28.08.2009 ad/bp)







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