D: Lehmann gegen neue Exkommunikation unbelehrbarer Piusbrüder
Der Mainzer Kardinal
Karl Lehmann hat sich gegen eine erneute Exkommunikation der Piusbrüder ausgesprochen.
In einem Interview für die Mittwochsausgabe der „Frankfurter Rundschau“ sagte Lehmann
wörtlich: „Wenn die Piusbrüder sich weiterhin töricht aufführen und mit Papst und
Kurie spielen, soll man wirklich sagen, dass sie nicht zu unserer Gemeinschaft gehören.
Aber doch nicht einfach mit den alten Instrumenten.“ Mehr von Antje Dechert
Es
sei schon merkwürdig, wundert sich Lehmann in dem Interview: Zwar gelte in der heutigen
Zeit nichts als so finster und rückständig wie die Exkommunikation. „Aber“, so der
Kardinal wörtlich, „wenn dann bestimmte Leute wie die Piusbrüder nicht ins Schema
passen, wird ausgerechnet der Ruf nach Exkommunikation laut.“ Plötzlich sei dann auch
„eine neue Inquisition“ nicht so schlimm. Sein Stil sei das nicht, stellt Lehmann
klar. Zugleich bekräftigt er sein Verständnis dafür, dass der Papst auf die wiederholten
Versöhnungsbitten der Bruderschaft reagiere: „Da steht er als oberster Hirte in der
Pflicht“, betont Lehmann. Andererseits aber dürften die Piusbrüder „ihre Provokationen
in Wort und Tat nicht wiederholen“.
Piusbruderschaft als „Sammelbecken
für Frustrierte“ Die Bruderschaft St. Pius X. ist nach Ansicht des früheren
Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, ein höchst uneinheitliches „Sammelbecken
für alle möglichen Enttäuschten und Frustrierten“. Lehmann wörtlich: „Die einen kommen
mit der Moderne nicht zurecht, die anderen nicht mit der französischen Revolution,
die nächsten hadern mit der Religionsfreiheit, wieder andere mit der Liturgiereform
der 1960er Jahre.“ Es sei zwar möglich, dass die Kirche manche der Piusbrüder zurückgewinnen
könne. Doch es gebe auch „Unbelehrbare“ unter ihnen. Das habe der Fall des Holocaust-Leugners
Richard Williamson deutlich gezeigt. „Für die gibt es nur einen Schnitt“, erklärt
Lehmann und fügt an: „Vielleicht hätte man das noch schneller und noch klarer unterscheiden
müssen.“ Denn der Streit um die Piusbruderschaft habe der katholischen Kirche in Deutschland
sehr geschadet, resümiert der Kardinal. Das zeige sich auch an den Kirchenaustrittszahlen.