Nach dem vorsichtigen
Optimismus nach den Wahlen in Afghanistan wächst nun die Besorgnis vor einem neuerlichen
Erstarken der Taliban. Während die Bundesregierung am Wochenende erstmals offen über
ein Ende des Bundeswehreinsatzes in dem Land debattierte, forderten Nato-Befehlshaber
am Montag eine Verstärkung der internationalen Einsatztruppen. Auch Hilfswerke warnen,
die Lage in Afghanistan habe sich verschlechtert. Ein Abzug der internationalen Soldaten
sei in der aktuellen Lage unverantwortlich, sagte im Interview mit Radio Vatikan der
Präsident des italienischen Afghanistan-Hilfswerks Pangea, Luca Lo Presti.
„Meine
Position ist zwar eigentlich die, dass man durch Krieg keinen Frieden erreicht. Aber
in der derzeitigen Lage muss ich gegen meine Überzeugung sagen, dass die internationalen
Einsatzkräfte keinesfalls reduziert werden dürfen. Denn dann droht Afghanistan ein
Bürgerkrieg, der noch schlimmer werden könnte als der zur Zeit der Mudschaheddin und
der Taliban.“
Ein amtliches Ergebnis der afghanischen Präsidentschaftswahlen
vom vergangenen Donnerstag wird die Wahlkommission erst Anfang September bekannt geben
können. Nach vorläufigen Stimmauszählungen ließ sich der amtierende Präsident Hamid
Karsai am Montag als Sieger feiern. Zugleich wächst international die Kritik an der
politischen Führung unter Karsai. Auch die Arbeit des Hilfswerks Pangea, das sich
vor allem für Frauenrechte in Afghanistan einsetzt, sei unter Karsais Regierung stark
eingeschränkt worden, berichtet Pangea-Präsident Lo Presti:
„Die Regierung
Karsai hat just in den Tagen vor den Wahlen einige Gesetze erlassen, welche die Freiheiten
und Rechte der Frauen – entgegen aller offiziellen Aussagen – einschränken. Auch unsere
Arbeit als Frauenhilfswerk wurde dadurch stark behindert. Ziel der Regierung ist es,
sich mit diesen konservativen Gesetzen im Bezug auf die Stellung der Frau bei den
Faktionen der verschiedenen Clans im Land beliebt zu machen.“