D: Erzbischof Marx für Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft
Für eine Vertiefung und Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft macht sich der Münchner
Erzbischof Reinhard Marx stark. „Es ist ein politischer und gesellschaftlicher Kampf,
der unseren vollen Einsatz verlangt“, so Marx wörtlich im Interview mit der österreichischen
Tageszeitung „Standard“ (Samstagsausgabe). Von selber setze sich keine Verbesserung
durch, sagte Marx angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise. Als Bischof sei es
ihm ein großes Anliegen, die Katholiken zum gesellschaftspolitischen Einsatz in Parteien,
Verbänden oder Gewerkschaften zu ermuntern, so Marx. Die gegenwärtige Krise halte
er nicht für überwunden, so der Erzbischof weiter. Er hoffe, dass sie als „Lernort“
genutzt werde. Die Erfahrung, dass der Staat die Banken retten musste, werde wohl
nicht so schnell vergessen werden. Politische Konzepte, die unter dem historisch falschen
Synonym Neoliberalismus liefen, seien sehr stark unter Druck gekommen, so Marx. Wie
das zu Vertiefung und Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft führen könne, sei allerdings
noch offen. Gier und rücksichtsloses Gewinnstreben seien laut Marx zwar im Menschen
angelegt, „aber nicht das Ganze des Menschen“. Er habe ein positives Menschenbild.
Die Erfahrung der sozialen Marktwirtschaft und der Katholischen Soziallehre hätte
zudem gezeigt, dass Rahmenbedingungen nötig seien, um das, was im Menschen zum Negativen
ginge, zu begrenzen. Eine Gesellschaft brauche Institutionen, die es ermöglichten,
ein Wirtschaftssystem aufzubauen, das an Gemeinwohl und Gerechtigkeit orientiert sei. Erzbischof
Marx betonte, dass die Katholische Soziallehre einen Reformweg gehe, „um den Kapitalismus
zu zähmen“. Das bedeute aber keineswegs die Propagierung des Sozialismus. Marx: „Gegen
das Privateigentum zu kämpfen wäre auch gegen das christliche Menschenbild. Wir als
Christen wissen, dass es die ideale Gesellschaft nicht geben kann. Es gibt kein Paradies
auf Erden. Da sind wir nüchterner als die Marxisten, die meinen, sie könnten einen
neuen Menschen und eine ideale Gesellschaftsordnung erschaffen.“ Dieser Versuch sei
im vergangenen Jahrhundert „kläglich gescheitert“.