Schweden/Israel: Organhandel mit palästinensischen Toten?
Ein Zeitungsartikel hat zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Schweden und Israel
geführt. In der am vergangenen Montag im schwedischen „Aftonbladet“ erschienenen Reportage
wird behauptet, dass israelische Soldaten die Organe von getöteten Palästinensern
verkauft hätten. Der Autor beruft sich dabei auf eigene Erfahrungen sowie auf Aussagen
von Eltern, die ihre getöteten Kinder von der israelischen Armee mit sichtbaren Anzeichen
zur Organentnahme zurückbekommen hätten. Diese Vorfälle seien bereits im Jahr 1992
geschehen, seien allerdings erst jetzt im Zusammenhang mit der Festnahme eines US-Rabbiners
wegen Organhandels aufgedeckt worden. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums
sieht in dem Artikel einen „Aufruf zum Rassismus“ und „niederträchtigen Gebrauch antisemitischer
Themen“, der Bericht könne sogar zu Ausschreitungen gegen Juden verleiten. Juristische
Maßnahmen von Seiten Israels seien geplant. Am vergangenen Donnerstag und Freitag
kommentierte der schwedische Außenminister Carl Bildt den Vorfall. Er verurteile den
Artikel nicht, wie von seinem israelischen Amtskollegen Avigdor Liebermann gefordert.
Vielmehr seien Autor und Artikel durch die Pressefreiheit geschützt. Bildt verglich
außerdem die Diskussion mit der Debatte um die Mohammed-Karikaturen von 2005. Israel
zeigte sich mit der Erklärung unzufrieden, Außenminister Avigdor Liebermann verglich
die Neutralität Schwedens mit dessen Verhalten während des Zweiten Weltkrieges. Der
israelische Botschafter in Schweden, Benny Dogan, sagte unterdessen ein Treffen mit
der Regierung ab.