Der Vatikan bereitet
ein Grundsatzpapier zur Priesterausbildung vor. Der knapp und deutlich gefasste Text
solle noch vor Abschluss des im Juni zu Ende gehenden internationalen Priesterjahres
erscheinen, betonte der französische Kurienerzbischof Jean-Louis Brugues im Interview
der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ (Mittwoch). Er solle die Rolle des Priesters
für Kirche und Gesellschaft deutlich machen. Herausgegeben wird das Dokument von der
vatikanischen Bildungskongregation, deren Sekretär Brugues ist.
Ziel der Ausbildung
müsse es sein, den Kandidaten Freude am Priesteramt zu vermitteln und sie zu stärken.
Dazu müsse ihnen eine optimale Ausbildung angeboten werden, die nicht nur Fachwissen,
sondern auch eine christliche Kultur vermittele. Die soziale Stellung und Aufgabe
des Priesters sei in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, betonte Brugues.
In Afrika, Lateinamerika oder in Korea hätten Geistliche eine sehr starke gesellschaftliche
Position, anders als in den mehr säkularisierten Staaten. Eine Ausnahme bilde vielleicht
Italien, so Brugues, wo die Kirche weiter sehr stark in der Bevölkerung verwurzelt
und in Gesellschaft und Politik sehr präsent sei. Die Bildungskongregation ist nach
Worten des Kurienbischofs für 1.200 katholische Universitäten, 2.700 Priesterseminare
und 250.000 katholische Schulen zuständig. Die Schulen seien der beste Weg, um die
christliche Botschaft in die Kultur eines Landes sowie einer Gesellschaft einzufügen
und Einfluss auf sie zu nehmen.