D: Kirche in Lateinamerika als „Wächter“ der Demokratie
Angesichtes der diplomatischen
Spannungen zwischen den lateinamerikanischen Ländern Venezuela, Ecuador und Kolumbien
wollen die Bischöfe der lateinamerikanischen Nachbarstaaten vermitteln. Als „Beitrag
zur Beilegung der Krise“ planen sie eine diplomatische Offensive und bessere Kommunikation
zwischen den verschiedenen nationalen Bischofskonferenzen. Das hatte der Generalsekretär
der kolumbianischen Bischofskonferenz, Weihbischof Juan Vincente Cordoba Villota,
im einem Fernsehsender des Landes angekündigt. Die aktuellen Vermittlungsbemühungen
der lateinamerikanischen Bischöfe zeigten die wichtige Rolle der Kirche in Lateinamerika.
Das meint der Geschäftsführer von „Misereor“, Prälat Josef Sayer, im Gespräch mit
Radio Vatikan. Die katholische Hilfsorganisation ist sehr aktiv in Lateinamerika.
Die Aufgabe der Kirche sei es, die Politik an den Schutz des Gemeinwohls zu erinnern.Sayer:
„Die
Kirche muss sich dafür einsetzen, dass ihre jeweiligen Regierungen, sei es von links
oder von rechts, das Gemeinwohl in den Mittelpunkt setzen und nicht populistische
Interessen der Machterhaltung. Die Kirche setzt sich auch dafür ein, dass zentrale
Anliegen wie beispielsweise die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gesichert ist,
dass das Weltklima geschützt wird, ebenso die Biodiversität und die Wasservorräte.
Es geht also um das Wohl der Bevölkerung. Die Kirche sieht Klima, Energiekrise und
die Finanzkrise in einem Zusammenhang.“
Misereor unterstützt die Bischöfe,
mit den jeweiligen Regierungen auf politischer Ebene zu einem Austausch zu kommen.
Zu diesem Zweck wurden zum Beispiel Treffen zwischen Lateinamerika-Experten, Politikern
und den Bischöfen der lateinamerikanischen Bischofskonferenz CELAM organisiert. Bei
diesen Treffen geht es um eine Sensibilisierung für demokratiegefährdende Entwicklungen
„von links“ und „von rechts“. Sayer:
„Es gibt nicht nur eine Gefährdung
der Demokratie aus der Richtung von Hugo Chavez in Venezuela und von Evo Morales in
Bolivien, also von links oder von Honduras, sondern es gibt genauso eine Gefährdung
der Demokratie von rechts. Ein Alvaro Uribe in Kolumbien verhält sich eben auch nicht
sehr demokratisch und versucht sehr populistisch, die Sache zu seinen Gunsten auszunützen.
Ebenso gibt es eine Gefährdung der Demokratie in Peru, wo ein Präsident, nämlich Alan
Garcia, sich um die Rechte der indigenen Bevölkerung zu wenig bemüht.“