Auf einem Parteitag
in Bethlehem sucht die Palästinenserorganisation Fatah derzeit eine neue Richtung.
Neu gewählt wurde auch das oberste Parteigremium, das Zentralkomitee. Zwei Drittel
der gewählten Palästinenservertreter sind neu im Zentralkomitee, viele davon sind
jüngere Menschen. In internationalen Medien ist von einem Generationswechsel in der
Fatah die Rede. Hierzu Wiltrud Rösch-Metzler, Nahost Expertin von Pax Christi: „Ja
ein Generationswechsel war natürlich zwangsläufig, weil der letzte Fatah-Kongress
vor 20 Jahren stattgefunden hat. Und man kann sich leicht ausrechnen, wie alt die
noch lebenden Mitglieder des Zentralkomitees sind. Und von daher ist es nicht überraschend,
dass jetzt auch jüngere zum Zug kamen. Das ist einfach auch für die Erneuerung der
Partei wichtig“ Die von Jassir Arrafat gegründete Partei setzt sich für die
komplette Befreiung Israels ein, gilt aber als gemäßigter als die Hamas. 1993 hat
sie das Existenzrecht Israels anerkannt und dem Terrorismus abgeschworen. Sie findet
aktuell in der Bevölkerung nicht nur Unterstützung, sagt Wiltrud Rösch-Metzler: „Es
gibt einfach auch sehr viel Kritik in der Bevölkerung an der Fatah, zum Beispiel im
Bezug auf das bisherige Ergebnis des so genannten Friedensprozesses: Nämlich dass
die Palästinenser eingesperrt sind wie die Löcher im Schweizerkäse, oder dass es so
viele Kontrollpunkte im Westjordanland gibt, dass die Grenzen von Gaza blockiert sind.
All das wird der PLO auch zur Last gelegt. Und das hat vor allem die Fatah betroffen.“ In
das Zentralkomitee gewählt wurde auch der frühere Sicherheitschef im Gaza-Streifen
Mohammad Dahlan: „Der war ja mitverantwortlich für den Bürgerkrieg zwischen
Hamas und Fatah, den es seit 2007 gab und bei dem es auch etliche Tote auf beiden
Seiten gab. Es ist sicher eine sehr prowestliche Politik, was diese Richtung angeht.
Die Beziehungen zur USA sind gut.“ Traditionell ist die Fatah der Gegenspieler
der Hamas. Was bedeutet der Parteitag in Bethlehem für das Verhältnis der beiden Organisationen?
Nochmals Wiltrud Rösch-Metzler von Pax Christi: „Ich befürchte, dass sich der
Konflikt eher verschärfen könnte, dadurch dass Dahlan eine außergewöhnliche Rolle
zugewiesen wird. Indem er in das Zentralkomitee gewählt wurde, ist es natürlich jetzt
kein Zeichen gegenüber der Hamas, dass die Fatah ihr die Hände reichen will. Und da
muss man einfach schauen, wie das zwischen den palästinensischen Parteien gelöst wird.
Da wird es sicher weitere Verhandlungen geben, die bisher immer ergebnislos verlaufen
sind.“ (rv 11.08.2009 mch)