Die unter Auszehrung
leidenden Pfarreien im deutschen Sprachraum könnten von Barack Obama lernen. Das
findet die Pastoraltheologin Anna Hennersperger. Im Gespräch mit Radio Vatikan meinte
die Leiterin des Instituts für Theologische und Pastorale Fortbildung in Freising:
„Obama
hat vor allem damals im Wahlkampf Sehnsucht bei den Menschen geweckt, weil er jemand
ist, der von Visionen spricht und Visionen ins Wort bringt. Pfarreien müssten schauen:
Welche Vision vom Reiche Gottes haben wir, und was davon kann anfangshaft bei uns,
in unserer jeweiligen Situation vor Ort, möglich werden? Was wollen wir versuchen,
woran wollen wir uns wagen? Nur die Administration des Bestehenden – oder die Verwaltung
des Untergangs, wie ein Theologe formuliert hat – ist nicht weiterführend!“
Das
heiße aber nicht, dass sich jetzt die Pfarrer auf die Kanzel stellen und „Yes, we
can!“ skandieren sollen. Hennersperger: „Nicht die Pfarrer! Nach
meinem Verständnis ist ja seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Seelsorge die Sache
aller Getauften. Es geht darum, dass die Menschen, die zur Kirche gehören und sich
für sie starkmachen, mit ihren Möglichkeiten als Seelsorgende missionarisch sind,
den suchenden Menschen Räume anbieten, mit den Jugendlichen etwas unternehmen, mit
den Kindern. Ich halte es für wichtig, solche Lebensräume aufzumachen. Wenn das nur
Sache der Pfarrer wäre, dann würden wir ja alle alt aussehen.“
Hennersperger
warnt auch eindringlich vor einem „stillen Auszug von Frauen aus der Kirche“ und nennt
die Schaffung von pastoralen Großräumen „ambivalent“: Auf der einen Seite entspreche
die Kirche damit dem Lebensgefühl der Menschen, die „heutzutage nicht mehr so kleinräumig
sind“. Auf der anderen Seite büße sie dadurch aber etwas von ihrer Fähigkeit ein,
die Leute dort abzuholen, wo sie sind, statt darauf zu warten, dass die Leute den
Weg in die Kirche finden.
Hier können Sie das Interview in vollem Wortlaut
hören. (rv 05.08.2009 sk)