Südafrika: Streikwelle ist Prüfstein für Zuma-Regierung
Südafrikas Politiker
haben die Armut im Land nicht nachhaltig genug bekämpft. Das sei die Ursache für die
aktuelle Welle von Streiks und sozialen Unruhen im Land, sagt der Herausgeber der
südafrikanischen katholischen Wochenzeitung „Kreuz des Südens“, Gunther Simmermacher,
gegenüber Radio Vatikan.
Es brodelt am Kap. Zehntausende Beschäftigte des öffentlichen
Dienstes sind seit Montag in unbefristeten Streik getreten. Ihre Forderung: 15 Prozent
mehr Lohn. Soziale Proteste auch landesweit in den Townships, den Armenvierteln der
Großstädte: Dort demonstrieren Tausende für bessere Lebensbedingungen und den Ausbau
des Sozialsystems. Dabei kam es zu Plünderungen und gewaltsamen Zusammenstößen mit
der Polizei. Die Frustration über soziale Missstände habe sich seit langem angestaut
und in der aktuellen Rezession, der schlimmsten seit 17 Jahren, neu entladen, sagt
Simmermacher:
„Die Wirtschaftskrise trifft die Ärmsten am härtesten, vor
allem auch die Arbeitslosigkeit. Die eigentliche Ursache für die Proteste ist aber
die große Unzufriedenheit darüber, dass 15 Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen
in Südafrika, die damals Nelson Mandela und seine Partei ANC an die Macht brachten,
die Armut im Land de facto größer ist. Mehr als eine Million Familien in Südafrika
leben in bitterster Armut, ohne Zugang zu fließendem Wasser, Heizung, Strom oder Sanitäranlagen.
Das sind die Gründe für die aktuellen, teils gewalttätigen sozialen Unruhen.“
Die
Proteste seien ein Prüfstein für die Regierung unter Präsident Jacob Zuma, auch im
Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaften, die das Land 2010 austrägt. Zuma ist
noch nicht einmal drei Monate im Amt. Gewählt wurde er vor allem Dank seines Versprechens
an die arme Bevölkerungsmehrheit „Ein besseres Leben für alle“. Doch effiziente Strategien
zur Armutsbekämpfung, ließe die Zuma-Regierung bisher vermissen, sagte uns Gunter
Simmermacher. Dabei habe sich das Konfliktpotential kontinuierlich verschärft. Das
zeige auch die nicht abreißende Gewalt gegen Migranten:
„Die ausländerfeindlichen
Attacken richten sich gegen Händler, Arbeiter und Ladenbesitzer aus Ländern wie Somalia,
Sudan, Zimbabwe, Malawi oder Pakistan. Es handelt sich also nicht um Angriffe auf
reiche Touristen, sondern auf Ausländer, die in den armen Townships südafrikanischer
Städte leben und arbeiten. Im Prinzip sind diese xenophobischen Angriffe seit den
schlimmen Gewaltakten im Mai 2008 immer wieder aufgeflammt.“