Kardinal Bertone: „Wirtschaft muss uneigennützig sein“
Die jüngste Sozialenzyklika
des Papstes, „Caritas in veritate“, sei ein wichtiger Wegweiser für die ethischen,
sozialen und kulturellen Herausforderungen von heute. Das betonte Kardinalstaatssekretär
Tarcisio Bertone am Dienstag vor dem italienischen Senat. Die Enzyklika fordere dazu
auf, die Bereiche Wirtschaft und Soziales nicht länger getrennt zu behandeln, führte
Kardinal Bertone vor den Politikern der zweiten Kammer des italienischen Parlaments
aus:
„Das ökonomische Handeln sollte keine getrennte Sphäre von den Prinzipien
der kirchlichen Soziallehre sein. Das sind namentlich die zentrale Rolle der menschlichen
Person, Solidarität, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.“ „Caritas in veritate“
helfe zu verstehen, dass unsere Gesellschaft nicht zukunftsfähig sei, wenn in ihr
die Brüderlichkeit fehle, so Bertone:
„Es kann keinen Fortschritt geben,
wenn sich die Wirtschaft nur nach der Logik entwickelt, dass man etwas gibt, um Profit
zu machen oder weil man dazu verpflichtet wird. Weder eine liberal-individualistische
noch eine staatszentrierte Weltanschauung geben sichere Richtlinien vor, um unsere
Gesellschaften aus dem Sumpf der aktuellen Krise herauszuführen.“ Die
katholische Soziallehre lade dagegen ein, die Wirtschaft am Gemeinwohl auszurichten.
Nicht nur Effizienz und Gerechtigkeit seien dabei wichtig, wie der Papst in seiner
Enzyklika verdeutliche, grundlegend sei vor allem das Ethos der Uneigennützigkeit:
„Es
geht darum, in der Praxis des Schenkens die Voraussetzung zu erkennen für ein harmonisches
Zusammenwirken von Markt und Gesellschaft zum Wohl aller Menschen.“ Das sollten
auch die Maßstäbe einer Politik sein, die sich einerseits als sozial regulierende
Kraft versteht und andererseits eine pluralistische Wirtschaft fördern will. Bleibe
zu hoffen, so Kardinal Bertone, dass die neue Sozialenzyklika auch die Aufmerksamkeit
bei den Verantwortlichen erhalte, die sie verdiene.