Der katholische Bischof
von Reykjavik sorgt sich um das Wohlergehen seiner Gläubigen. Von der Wirtschaftskrise,
die das einst so reiche Island an den Rand des Staatsbankrottes brachte, sind nämlich
besonders auch die eingewanderten Arbeitskräfte betroffen. Und diese stellen nahezu
die gesamte katholische Gemeinde auf Island, rund 10.000 Gläubige – drei Prozent.
Der Bischof von Reykjavik, Pierre Bürcher:
„Einige von ihnen, vor allem
aus Polen, sind zurück in ihre Heimat gegangen, wir wissen nicht ob kurzfristig oder
dauerhaft. Andere bleiben lieber hier, auch wenn sie die Arbeit verloren haben. Sie
gehen davon aus, dass es besser ist, in Island Arbeitslosengeld zu beziehen, als in
der Heimat eine Stelle zu suchen, mit dem Risiko, erneut arbeitslos zu werden. Die
Wirtschaftskrise trifft unsere Gläubigen und die ganze Bevölkerung hart und bringt
einige an den Rand der Verzweiflung.“
Am 17. Juli hat Island seinen Antrag
zum EU-Beitritt eingereicht. Die Einbindung in das vereinte Europa soll dem Inselstaat
mehr wirtschaftliche Stabilität verleihen. Reykjavik hofft auf einen EU-Beitritt im
Jahr 2012; ein abgekürztes Verfahren für Island wird es dabei nicht geben, stellte
jetzt die schwedische Ratspräsidentschaft klar. Wenn die Bedingungen des Beitritts
klar sind, werden die Isländer in einem Referendum darüber abstimmen, ob sie tatsächlich
in die EU möchten.
„Die Leute merken ganz genau, dass es so nicht weitergehen
kann. Die Katholiken sind in dieser Beziehung in einer schwierigen Situation – wie
natürlich auch die anderen. Die katholische Kirche als solche hat in Island keine
Position zum dem EU-Beitritt. Das wird jedem freigestellt, besonders jenen, die dann
das Recht haben abzustimmen. Das wichtigste ist jetzt, dass die Verhandlungen gut
vorangehen, sodass man die Bedingungen für den Beitritt klar darstellt. Dann wäre
es für die Leute auch einfacher zu entscheiden, ob ja oder nein.“
Bischof
Bürcher ist Schweizer und steht der einzigen Diözese Islands seit eineinhalb Jahren
vor. In der derzeitigen Wirtschaftskrise liegen – so denkt er – auch große Chancen
auf inneres Wachstum.
„Eine Zeitlang waren Geld und Materialismus die Werte
des Volkes hier in Island und haben Neid gebracht. Jetzt muss Island, das glaube ich
fest, sich auf sich selbst besinnen und auf das, was es als solideste Grundlage hat:
das spirituelle und kulturelle Leben. Ob es dem Land gelingen wird, zurück zu Gott
zu kommen wie im Jahr 1000, als es angesichts des Heidentums das Christentum wählte
– ich hoffe es wirklich. Generell strebt die Bevölkerung Islands gerade nach sozio-ökonomischen
Änderungen.“ (rv 27.07.2009 gs)