Heiß, eng und trotzdem schön - ein nächtlicher Besuch in den Vatikanischen Museen
„È stato molto
caldo, ma bello!“ Heiß, eng, aber trotzdem schön, so das Unisono der Besucher,
die am Freitagabend in den Genuss kamen, die vatikanischen Museen bei Nacht zu besichtigen.
Erstmals in ihrer jahrhundertelangen Geschichte öffneten die päpstlichen Sammlungen
ihre Pforten von 19 bis 23 Uhr. Eine gute Gelegenheit für die Römer „ihre“ Musei Vaticani
einmal außer der Reihe zu sehen. So drängten sich zur Abenddämmerung in der Capella
Sistina ganze Familien. Auch Touristen kamen trotz abendlicher Höchsttemperaturen
um 30 Grad wie immer in Scharen. Zwischen den antiken Skulpturen auf dem Innenhof
herrschte Volksfeststimmung.
„Die haben da ihre Pizzen mit reingenommen und
Picknick gemacht, da hätten sie auch gleich auf der Piazza bleiben können“, so eine
Kölner Studentin konsterniert. Kunstliebhaber, die auf ruhige Momente hofften, kamen
da offensichtlich zu kurz. Andere waren nach dem Museeumsbesuch zwar schweißgebadet,
aber glücklich: „Oh bellissimo, das war einfach wunderwunderschön! Ich war schon viel
zu lange nicht mehr hier“, meint eine Signora im Rentenalter. Und auch eine irische
Ordensfrau schwärmt: „Es war einfach herrlich, der Blick von der Belvedere-Terasse
auf die Vatikanstadt bei Nacht. Das war wirklich ein spezieller Moment.“ „Ich war
zum ersten Mal hier“, sagt eine Afrikanerin, „das war also alles ganz neu und überwältigend
für mich.“
Doch auch alte Museumskenner kamen des Nachts auf ihre Kosten: „Ich
war schon öfter in den Vatikanischen Museen, aber immer nur tagsüber, nachts ist das
selbstverständlich viel charakteristischer“, sagt ein dreißigjähriger Römer. „Der
Clou war wie immer die sixtinische Kapelle“, meint seine Mutter, „die sieht man zwar
oft im Fernsehen, aber life ist das viel schöner!“Die vatikanischen Museen
sollten abends öfter mal öffnen, sagen viele. Das findet auch Schwester Alexandra
aus Erfurt, die derzeit im Generalat der Schwestern vom Guten Hirten in Rom tätig
ist. Besonders gefallen haben ihr „die vielen Menschen, die gekommen sind. Wir sind
zur sixtinischen Kapelle gegangen und das war natürlich wunderbar, aber auch, dass
die Gärten offen waren und man den herrlichen Blick hatte, auf den Petersdom. Das
war ein ganz wunderbares Erlebnis.“