2009-07-24 10:17:31

Russland: „Religion ist nicht mehr Opium fürs Volk“


RealAudioMP3 Die katholische Kirche begrüßt die geplante Einführung des Wahlfachs Religion an Schulen, die der russische Präsidenten Dmitrij Medwedjew jüngst angekündigt hat. Damit werde deutlich, dass die religiöse Dimension zur Erziehung gehört, betonte der katholische Erzbischof in Moskau, Paolo Pezzi, gegenüber Radio Vatikan:

„Seit langem wurde erkannt, dass Religion nicht Opium fürs Volk ist. Diese Ideologie ist nicht mehr verbreitet. Heute gibt es vielmehr das Verlangen, nach einem Sinn des Lebens zu suchen - auch in der Religion. Meiner Ansicht nach ist diese Sehnsucht sehr groß. Ich wünsche mir, dass die Wiedereinführung des Religionsunterrichts auch in diese Richtung gehen kann.“

Die russisch-orthodoxe Kirche hatte die landesweite Einführung von Religionsunterricht seit langem gefordert. Dieser war im Zuge der Oktoberrevolution von 1917 abgeschafft worden. Hauptgrund für die geplante Wiedereinführung sei ein gewisser Erziehungsnotstand in der russischen Gesellschaft, meint der katholische Oberhirte Pezzi:

„Das bedeutet das Bewusstwerden seitens der Politik, dass man wieder darauf zurückkommen muss, die Jugendlichen zu erziehen; dass man ihnen ein überzeugendes Angebot für das Leben machen muss.“

2010 soll ein Pilotprojekt an rund 12.000 Schulen starten. Drei Jahre lang will Russlands Präsident in 18 Regionen des Landes verschiedene Wahlfächer erproben, darunter russisch-orthodoxe, islamische, buddhistische und jüdische Religionslehre. Die katholische Kirche ist demnach nicht vertreten. Aufgrund der Minderheitensituation hält Moskaus Erzbischof das für verständlich, die katholische Kirche biete jedoch mit ihrer Erfahrung in anderen Ländern ihre Mitarbeit an. In einzelnen Schulen mit größerer Anzahl katholischer Schüler sei zu überlegen, einen eigenen Religionsunterricht zu beantragen, so der Erzbischof:

„Ziel ist es, Institute, Schulen zu haben, die authentisch christlich sind, offen für die ganzheitliche Bildung des Menschen. Die Einstellung gegenüber der katholischen Kirche ist derzeit nicht besonders von Vorurteilen geprägt. Es könnte ein guter Moment sein, dieses Thema voranzubringen.“

(rv 24.07.2009 bp)








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