2009-07-21 15:27:50

Papst Paul, der Mond und die Astronauten


RealAudioMP3 „Heute ist ein großer, ein historischer Tag“, rief Paul VI. an jenem 20. Juli vor 40 Jahren aus. In seiner Sommerresidenz in Castelgandolfo sitzt der Papst vor dem Fernseher, die Arme erhoben, neben sich den Chefastronomen der päpstlichen Sternwarte, und beobachtet - wie Millionen anderer Leute zur gleichen Zeit – die Landung der Apollo 11 auf dem Mond und den Weltraumspaziergang der Astronauten. Drei Monate später empfängt er die drei Amerikaner sogar in Audienz. Die Leistungen der Technik nehmen den Montini-Papst in jenen Juli-Tagen ganz in Beschlag – gleichzeitig mahnt er zu einer auch moralischen Weiterentwicklung des Menschen und verweist auf den Vietnam-Krieg.

Die ganze Welt sieht zu, als Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins das bis dato gewagteste Unterfangen der Technik-Geschichte zu Ende bringen: Die Landung auf dem Mond. Auch der Papst ist hingerissen. Er hält sich in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo auf, in der auch die päpstliche Sternwarte, die „Specola Vaticana“ untergebracht ist. Am Abend des 20. Juli – dem Tag der Mondlandung - steigt er hinauf zum Observatorium, betrachtet den Mond durch das Fernrohr und lässt sich vom seinem Chefastronomen, dem Jesuiten P. Daniele O'Connell, über wissenschaftliche Details der Mondfahrt ins Bild setzen. Am Ende zeichnet er eine Radiobotschaft für die US-Astronomen auf – einen „Gruß an die Eroberer des Mondes“, der einer Hymne gleicht; die Vatikanzeitung „L’ Osservatore Romano“ hat sie in ihrer Sonntagsausgabe denn auch in Versform abgedruckt. Hier ein Ausschnitt:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!
Ehre sei euch, ihr Urheber des großen Raumfahrts-Unterfangens! Ehre allen Verantwortlichen, Wissenschaftlern, Ausführenden, Ehre allen, die in der Welt dieses Werk und diese Stunde bekannt machen, welche die Tiefen des Himmels erweitern um die wissende und wagemutige Beherrschung durch den Menschen!
Hier spricht zu euch Astronauten Papst Paul VI., von seiner Sternwarte in Castelgandolfo bei Rom aus. Ehre, Gruß und Segen euch, ihr Eroberer des Mondes! Tragt dorthin mit eurer Anwesenheit die Stimme des Geistes, den Lobpreis Gottes, unseres Schöpfers und Vaters.“

Am selben Tag hatte der Papst bereits beim Angelusgebet zu Mittag in seiner Sommerresidenz von der bevorstehenden Mondlandung gesprochen. Bei aller Bewunderung des menschlichen Verstandes und Wagemutes der Astronauten brachte der Papst aber auch die irdischen Probleme der Welt wieder in den Blick.

„Dieser schicksalsträchtige Tag ist ein wahrer Triumph der von Menschenhand geschaffenen Mittel zur Beherrschung des Kosmos. In der Trunkenheit dieses Tages dürfen wir aber nicht vergessen, dass der Mensch auch sich selbst beherrschen soll und muss. Wir wissen, dass drei Kriege auf dem Antlitz der Erde wüten: Vietnam, Afrika, Naher Osten. Und der Hunger hält ganze Bevölkerungen im Griff. Wo sind wahre Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Frieden? Möge sich der Fortschritt, dessen erhabenen Sieg wir heute feiern, auf das wahre zeitliche und moralische Wohl der Menschheit richten".

Drei Monate später kamen die Astronauten, die der Papst im Fernsehen in ihren dicken weißen Overalls beim Mondspaziergang beobachtet hatte, nach Rom. Paul empfing sie in Privataudienz in seiner Bibliothek. Zeitgenössische Bilder zeigen drei ernste Herren in Anzug und Krawatte und einen lächelnden Papst.

„Im Namen der ganzen Kirche gratulieren wir euch von ganzem Herzen. Wir gratulieren und danken auch dem Präsidenten und dem Volk eurer geliebten Nation, weil sie mit ihrer typischen Großzügigkeit im Geist ermöglichte, zum Vorteil des Menschen und der Welt den Mond zu erforschen.“

Der Mensch habe eine natürliche Neigung, das Unbekannte zu erforschen und Geheimnissen auf den Grund zu gehen, er habe aber auch Angst vor dem Unbekannten, sagte der Papst den Astronauten.

„Euer Mut hat diese Angst besiegt, und mit eurem furchtlosen Abenteuer hat der Mensch einen Schritt zu mehr Wissen über das Universums getan; mit Ihren Worten, Herr Armstrong, „Ein gewaltiger Schritt für die Menschheit“.
(rv 22.07.2009 gs)











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