Südafrika: Internationale Aidskonferenz zu Chancen und Forschung
5.000 Wissenschaftler
und Ärzte aus aller Welt diskutieren von diesem Sonntag an im südafrikanischen Kapstadt
über neue Chancen im Kampf gegen Aids. Die fünfte Konferenz der Internationalen Aids-Gesellschaft
beschäftigt sich mit dem aktuellen Stand der Forschung zur Entstehung, Behandlung
und Prävention der tödlichen Immunschwächekrankheit. Im nächsten Jahr soll die Konferenz
in Wien stattfinden.
Nach Angaben der Vereinten Nationen leben rund zwei Drittel
der weltweit 33 Millionen Aidskranken im Afrika südlich der Sahara. In Südafrika sterben
täglich rund 1.000 Menschen an der Krankheit. Angesichts des chronischen Mangels an
Aids-Medikamenten befürchtet die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ eine Katastrophe.
Lieferschwierigkeiten und Geldmangel seien der Grund. Die Organisation ruft Regierungen
und Geber auf, schnell und effektiv zu handeln. „Ärzte ohne Grenzen“ setzen sich außerdem
für einen „Patent-Pool“ ein. Forscher und pharmazeutische Unternehmen sollen ihre
Patente für eine Nutzungsgebühr anderen zur Verfügung stellen. Das könnte helfen,
schneller und günstiger dringend gebrauchte neue Medikamente zu entwickeln.
Im
Frühjahr hatte die Äußerung von Papst Benedikt XVI., Kondome allein könnten das Aids-Problem
nicht lösen, eine weltweite Debatte losgelöst. Doch auch Hilfsorganisationen räumen
die Grenzen des so genannten ABC-Modells (A für abstinence, B für be
faithful, sei treu und C für condom) ein. In Ländern wie Uganda, Thailand oder
dem Senegal zeigen Projekte mit ganzheitlichem Ansatz Erfolge. Das Modell SAVE setzt
auf individuelle wie gesamtgesellschaftliche Hilfe (Safe practices, Acces
to treatment, Voluntary testing, Empowerment), es geht um Verhütungsmaßnahmen
jeder Art, um Zugang zu medizinischer Versorgung, rechtzeitige Beratung und HIV-Tests
und das Heraustreten aus der Tabuzone. Nötig für diese Art der Aids-Prävention: der
politische Wille.
Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Napier, Erzbischof von
Durban, kritisierte gegenüber Radio Vatikan die Haltung vieler politisch Verantwortlicher
in Südafrika, die im Gebrauch von Kondomen die ausschließliche Lösung des Aids-Problems
sähen. Napier:
„Wer ein Problem behandeln will, muss an die Ursache gehen.
Und die Ursache ist vor allem sexuelle Promiskuität. Deshalb weist die Kirche auf
die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung hin. In diese Richtung geht im Übrigen
auch die Politik der ugandischen Regierung. Sie hat Erfolg: Die Rate der Neuinfizierten
ist in Uganda deutlich zurückgegangen – im Gegensatz zu Südafrika, wo wir mit Kondomen
überflutet werden und trotzdem die höchste Neuinfektionsrate haben.“
Der
Erzbischof von Dakar im Senegal, Kardinal Theodore-Andrien Sarr, berichtet im Gespräch
mit Radio Vatikan vom gemeinsamen Kampf gegen Aids im Senegal von Christen und Moslems.
Die Erfahrung zeige, das Kondom sei nicht die einzige Waffe gegen die Immunschwächekrankheit:
„Wir
haben uns im Auftrag des Präsidenten engagiert und gemeinsam Abstinenz und Treue gepredigt.
Wenn heute die Ansteckungsrate im Senegal niedrig ist, dann bestimmt auch, weil die
Religionsgemeinschaften auf moralische Verhaltensweisen gepocht haben. … In einigen
Ländern Afrikas mag diese Position schwierig sein, weil die Gewohnheiten anders sind.
Doch Afrika ist in sich verschieden, und es gibt sehr wohl Gesellschaften, die den
Begriff von Abstinenz und Treue kennen und ihn auch fördern.“