Es ist nicht das erste
Mal, dass dieser polnische Priester und Medienmogul negative Schlagzeilen macht: Vergangenen
Sonntag hat Pater Tadeusz Rydzyk, Gründer und Chef des Senders „Radio Maryja“, bei
einer Wallfahrt in Tschenstochau einen farbigen Priester beleidigt. Schon in der Vergangenheit
erlaubte sich der Redemptoristenpater gelegentlich antisemitische und rassistische
Bemerkungen. „Das ist langsam nicht mehr tragbar für die polnische Gesellschaft“,
findet Cornelius Ochmann, Osteuropa-Fachmann bei der deutschen Bertelsmann-Stiftung
und Vize-Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.
„Pater
Rydzyk ist Vertreter des konservativen katholischen Arms der katholischen Kirche in
Polen. Er ist damals mit dem Aufstieg der Solidarnosc damit auch in der Öffentlichkeit
bekannt geworden. Lange Jahre hat man seine Tätigkeit unterschätzt, alle haben ihn
unterschätzt, nicht nur die polnische Politik, sondern auch der polnische Papst hat
ihn jahrelang unterschätzt. Mittlerweile hat der Mann ein wirtschaftliches Imperium
aufgebaut, er hat einen eigenen Radio- und einen TV-Sender, vor einigen Tagen hat
er einen eigenen Mobilfunk aufgebaut. Auch arbeitet er daran, europäische Gelder für
alternative Energiequellen zu nutzen. Er erreicht mit seinen eigenen Medien nach Schätzungen
bis zu acht Millionen Menschen, und er ist auch diese Weise zu einem wichtigen Spieler
in der Politik und in der polnischen Wirtschaft geworden.“
Anhänger Pater
Rydzyks sehen ihn als charismatische Persönlichkeit, die gegen den moralischen Verfall
Polens kämpft. Seine Kritiker dagegen werfen ihm vor, er trete nationalistisch auf
und verzerre die Lehre der katholischen Kirche. Auch die polnischen Bischöfe sind
in Sachen Pater Rydzyk gespalten. Mehrmals versuchten sie, ihn in besseres Fahrwasser
zu lenken. Auch dem polnischen Papst Johannes Paul II. bereitete sein Landsmann Pater
Rydzyk Sorgen – vielleicht nicht genug, sagt Cornelius Ochmann.
„Sowohl
die polnische Kirche als auch der Vatikan haben vor zehn Jahren seine Tätigkeit nicht
unterbinden können oder wollen, und jetzt ist es zu spät. Rydzyk hat dazu beigetragen,
dass vor drei Jahren die Brüder Kaczyński zu Präsident bzw. Premierminister
gewählt wurden. Rydzyk ist mittlerweile der Königsmacher in der polnischen Politik.
Jetzt ist es zu spät, wenn er in seine Fernseh-Radiosendungen fast 20 Prozent der
Gesellschaft einbinden kann.“
Das Problem liege in der Tatsache, dass Rydzyk
in der polnischen Gesellschaft eine regelrechte Bewegung in Gang gesetzt hat, glaubt
Ochmann.
„Rydzyk ist Vorsitzender des polnischen Redemptoristenordens, und
er hat den ganzen Orden eingebunden. Er hat vor allem auch junge Priester erreichen
können, die sehr aktiv im ganzen Land tätig sind. Ich sehe langfristig ein großes
Problem für die katholische Kirche in Polen in der Person und in der Tätigkeit von
Pater Rydzyk.“
Der Sender des Paters, „Radio Maryja“, ist übrigens nicht
Teil des internationalen Netzwerks „Radio Maria“. (domradio, 17.07.2009 gs)