2009-07-17 15:02:49

Polen: Ein Pater schert aus


RealAudioMP3 Es ist nicht das erste Mal, dass dieser polnische Priester und Medienmogul negative Schlagzeilen macht: Vergangenen Sonntag hat Pater Tadeusz Rydzyk, Gründer und Chef des Senders „Radio Maryja“, bei einer Wallfahrt in Tschenstochau einen farbigen Priester beleidigt. Schon in der Vergangenheit erlaubte sich der Redemptoristenpater gelegentlich antisemitische und rassistische Bemerkungen. „Das ist langsam nicht mehr tragbar für die polnische Gesellschaft“, findet Cornelius Ochmann, Osteuropa-Fachmann bei der deutschen Bertelsmann-Stiftung und Vize-Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.

„Pater Rydzyk ist Vertreter des konservativen katholischen Arms der katholischen Kirche in Polen. Er ist damals mit dem Aufstieg der Solidarnosc damit auch in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Lange Jahre hat man seine Tätigkeit unterschätzt, alle haben ihn unterschätzt, nicht nur die polnische Politik, sondern auch der polnische Papst hat ihn jahrelang unterschätzt. Mittlerweile hat der Mann ein wirtschaftliches Imperium aufgebaut, er hat einen eigenen Radio- und einen TV-Sender, vor einigen Tagen hat er einen eigenen Mobilfunk aufgebaut. Auch arbeitet er daran, europäische Gelder für alternative Energiequellen zu nutzen. Er erreicht mit seinen eigenen Medien nach Schätzungen bis zu acht Millionen Menschen, und er ist auch diese Weise zu einem wichtigen Spieler in der Politik und in der polnischen Wirtschaft geworden.“

Anhänger Pater Rydzyks sehen ihn als charismatische Persönlichkeit, die gegen den moralischen Verfall Polens kämpft. Seine Kritiker dagegen werfen ihm vor, er trete nationalistisch auf und verzerre die Lehre der katholischen Kirche. Auch die polnischen Bischöfe sind in Sachen Pater Rydzyk gespalten. Mehrmals versuchten sie, ihn in besseres Fahrwasser zu lenken. Auch dem polnischen Papst Johannes Paul II. bereitete sein Landsmann Pater Rydzyk Sorgen – vielleicht nicht genug, sagt Cornelius Ochmann.

„Sowohl die polnische Kirche als auch der Vatikan haben vor zehn Jahren seine Tätigkeit nicht unterbinden können oder wollen, und jetzt ist es zu spät. Rydzyk hat dazu beigetragen, dass vor drei Jahren die Brüder Kaczyński zu Präsident bzw. Premierminister gewählt wurden. Rydzyk ist mittlerweile der Königsmacher in der polnischen Politik. Jetzt ist es zu spät, wenn er in seine Fernseh-Radiosendungen fast 20 Prozent der Gesellschaft einbinden kann.“

Das Problem liege in der Tatsache, dass Rydzyk in der polnischen Gesellschaft eine regelrechte Bewegung in Gang gesetzt hat, glaubt Ochmann.

„Rydzyk ist Vorsitzender des polnischen Redemptoristenordens, und er hat den ganzen Orden eingebunden. Er hat vor allem auch junge Priester erreichen können, die sehr aktiv im ganzen Land tätig sind. Ich sehe langfristig ein großes Problem für die katholische Kirche in Polen in der Person und in der Tätigkeit von Pater Rydzyk.“

Der Sender des Paters, „Radio Maryja“, ist übrigens nicht Teil des internationalen Netzwerks „Radio Maria“.
(domradio, 17.07.2009 gs)








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