Der Tübinger Dogmatiker
und emeritierte Professor Peter Hünermann unterstreicht, was Papst Benedikt XVI. besonders
am Herzen liegt: Glaube und Vernunft sind eng miteinander verbunden. Das sagte Hünermann
in seinem Plädoyer bei der Eröffnung der 11. Ökumenischen Sommerakademie im oberösterreichischen
Stift Kremsmünster. Theologe Hünermann:
„So aktuell die Debatte heute
erscheint, so sehr hat sie bereits unter Thomas von Aquin und dem Heiligen Augustinus
stattgefunden. Er hat Glaube als Form des zustimmenden Denkens definiert. Diese erste
Verhältnisbestimmung ist seither zu einem „theologischen Kernsatz“ geworden.“
Erst
das Zweite Vatikanische Konzil hat durch sein dialogisches Offenbarungsverständnis
den Weg geöffnet, dass Glaube und Vernunft in ein sich ergänzendes Verhältnis treten
konnten. Heute kann daher das Erste Vatikanum nur mehr vom Zweite Vatikanum her gelesen
werden. Diese Einsicht ist auch für den Fortgang des Dialogs mit den Lefebvrianern
wesentlich, da diese den umgekehrten Weg propagieren.
„Die Texte des 2.
Vatikanums müssen heute als konstitutionelle Texte der Kirche in der Moderne verstanden
werden. Sie sind gerade nicht – wie es die Lefebvrianer behaupten – pastoral statt
dogmatisch, vielmehr hatten die Konzilsväter erkannt, dass das „aggiornamento“ nur
im Dialog mit der Welt gelingen kann und dieser Dialog auch nach einer neuen Text-
und Sprachform verlangt.“
Insgesamt zeigte sich Hünermann jedoch zuversichtlich,
dass das Zweite Vatikanum „fest im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert“ sei.
Dies habe etwa die durchwegs kritische Reaktion auf die Aufhebung der Exkommunikation
der Lefebvre-Bischöfe gezeigt. Es gebe letztlich für die Kirche kein Zurück mehr hinter
das im Zweiten Vaticanum erreichte Niveau der Auseinandersetzung zwischen Glauben
und säkularem wissenschaftlichen Vernunftdenken. – Die Sommerakademie steht in diesem
Jahr unter dem Titel „Den Himmel offen lassen – Der christliche Glaube in der Herausforderung
des wissenschaftlichen Weltbildes“ und dauert noch bis Freitag.