2009-07-15 14:32:31

Irak: Mehr Hilfe für Christen


RealAudioMP3 Nach den jüngsten Anschlägen auf Kirchen im Irak mahnt die Gesellschaft für bedrohte Völker mehr Hilfe für Christen in der Krisenregion an. Islamisten legten es darauf an, die höchstens noch 100.000 assyro-chaldäischen Christen aus Iraks Hauptstadt Bagdad zu vertreiben. Bei insgesamt sieben Bombenanschlägen auf Kirchen im Irak sind am Sonntagabend Medienberichten zufolge mindestens vier Menschen getötet und über vierzig teilweise schwer verletzt worden.

In einem Schreiben an die Regierungen der EU-Staaten, Kanadas und der USA hat die Gesellschaft für bedrohte Völker Ansiedlungsprojekte für christliche Flüchtlinge gefordert. Warum es dabei geht, erklärte der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilmann Zülch, im Gespräch mit dem Kölner Domradio:

„Ein ganz großer Teil der Christen – und zwar bis zu 80.000 – sind bereits in den autonomen irakischen Bundesstaat Kurdistan geflüchtet. Dort genießen sie eine beträchtliche Autonomie, die Lokalregierung unterstützt sie. Die Chaldäer konnten dort wieder eigene Dörfer aufbauen. In der Nähe der kurdische Provinz befindet sich die Ninive-Ebene. Diese Ebene möchte den Anschluss an den Bundesstaat Kurdistan. Darauf sollten wir uns konzentrieren, und das müssen wir unterstützen. Denn ganz viele Christen im Irak sehen diese Ninive-Ebene als ihr Heimatland. Dort fühlen sie sich sicher. Dieses Projekt sollte die deutsche Bundesregierung in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern jetzt angehen.“

Zusätzlich sollten die EU-Staaten sich bereit erklären, größere Kontingente christlicher Irak-Flüchtlinge aufzunehmen. – Nach den Attentaten hatte Benedikt XVI. die irakische Regierung dazu aufgefordert, sich für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Gesellschaftsgruppen einzusetzen. Dazu Nahostexperte Tilman Zülch:

„Dieser Appell des Papstes ist richtig. Doch im Irak gibt es viele terroristische Gruppen. Einige stehen dem früheren Diktator und Völkermörder Saddam Hussein nahe. Andere gehören wiederum zu El Kaida. Dann darf man den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten nicht vergessen. Die Schiiten bilden etwa 60 Prozent, die Sunniten etwa 20 Prozent der irakischen Bevölkerung. Die Kurden einschließlich der Christen sind auch rund 20 Prozent der Bevölkerung. Zwischen Sunniten und Schiiten toben immer wieder Aufruhr und Attentate. Die irakische Regierung ist hilflos. Sie kann das gar nicht in den Griff kriegen, weil sie nach dem Rückzug der US-Truppen täglich mit Attentate konfrontiert sind.“

Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation sind aus der Fünf-Millionen-Metropole Bagdad seit 2003 mehr als drei Viertel der dort ansässigen rund 400.000 Christen geflohen. Viele wagen es kaum noch, einen Gottesdienst zu besuchen oder ihre Kinder auf eine christliche Schule zu schicken, so die Gesellschaft für bedrohte Völker.

(rv/domradio/pm 15.07.2009 mg)








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