Vatikan/Irak: Benedikt XVI. mahnt zu friedlichem Zusammenleben
Papst Benedikt XVI.
ist erschüttert über die neue Serie der Gewalt gegen Christen im Irak. Er bete um
eine „Bekehrung der Herzen der Gewalttäter“, zitierte die Vatikanzeitung „L’Osservatore
Romano“ am Dienstag aus einer Botschaft des Papstes an den Patriarchen von Bagdad,
Emmanuel III. Delly. Benedikt, der am Montag seinen Urlaub im Aostatal angetreten
hat, mahnte die irakische Regierung, sich für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen
Gesellschaftsgruppen einzusetzen. Sonntag hatten Terroristen in Bagdad und Mosul eine
Serie blutiger Anschläge auf Kirchen verübt. Vier Christen starben, 40 Menschen wurden
verletzt. Der chaldäische Bischof Philip Najim hält fest, dass die Attentäter vom
Abzug der US-Truppen aus dem Irak profitiert hätten – und sie seien wohl keine Iraker,
glaubt der Prokurator der chaldäischen Kirche in Europa:
„Die Terroristen
haben ohne Zweifel aus dem jüngsten Abzug der US-Truppen einen Vorteil gezogen. Es
handelt sich um dunkle Mächte, die von außerhalb des Landes kommen. Christen und Muslime
haben im Irak immer friedlich zusammengelebt. Gemeinsam haben sie dieses Land aufgebaut.
Deshalb gelten die Christen als hundertprozentige Iraker.“
Einen Tag nach
den Attentaten ist klar, dass nicht Christen allein Zielscheibe der Anschläge waren.
Bischof Najim:
„Das ist ein unmenschlicher Akt. Den Terroristen geht es
nur darum, alles gegen den Frieden und Stabilität zu unternehmen. Sie tun dies, indem
sie Angst verbreiten. Ich bin nicht besorgt, weil sie gegen uns Christen vorgegangen
sind, sondern vor allem weil die Terroristen auch eine Bombe vor der Moschee in Mosul
explodieren ließen. Die Moschee befand sich neben einer Kirche und auch das christliche
Gotteshaus wurde beschädigt. Diese Attacken sind gegen alle irakischen Ethnien gerichtet.
Deshalb sind das Angriffe gegen den Irak und nicht speziell gegen uns Christen. Auch
möchten die Terroristen verhindern, dass der Irak normale Beziehungen mit der internationalen
Gemeinschaft aufbauen kann.“
Nach dem Rückzug der US-Truppen vergangener
Woche werden die Christen im Irak immer häufiger von radikalen Gruppen verfolgt. Inzwischen
haben von den 800.000 Christen, die vor der US-geführten Invasion 2003 im Irak lebten,
rund 250.000 das Land verlassen.
„Wir mussten leider erleben, wie zahlreiche
christliche Berufsleute und Intellektuelle angegriffen wurden. Die meisten von ihnen
sind ins Ausland geflüchtet. Im Irak haben die Terroristen alle Universitäten und
Bildungsstätten angegriffen. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sie das irakische
Volk destabilisieren möchten. Denn ohne Bildung hat das Land keine Zukunft. Die internationale
Staatengemeinschaft ist deshalb gefordert, diesen Angriffen ein Ende zu bereiten.
Das irakische Volk ist unschuldig und leidet seit mehreren Jahren an dieser Situation.“