Kardinal Oscar Rodriguez
Maradiaga hat seine Position zu den Ereignissen in Honduras verteidigt. Im Interview
mit Radio Vatikan an diesem Dienstag wies er Vorwürfe zurück, den Staatsstreich in
seiner Heimat und den Interimspräsidenten Roberto Micheletti unterstützt zu haben.
Kardinal Maradiaga, Erzbischof der Hauptstadt-Diözese Tegucigalpa, räumt allerdings
ein, dass das katholische Lager nicht ganz einheitlich ist.
„Unter den
Anhängern der alten Regierung gibt es auch viele Katholiken, die das im guten Glauben
machen, auch weil sie nicht alle Informationen haben. Die katholische Kirche kann
sich auf keine Seite stellen – die Kirche sucht die Verständigung auf dem Weg des
Dialogs.“
Am 28. Juni war Präsident Manuel Zelaya ins erzwungene Exil
nach Costa Rica geschickt worden. Der Staatsstreich hatte internationale Proteste
ausgelöst, ganz besonders unter den internationalen Verbündeten des linksgerichteten
Politikers. Allerdings hatte der entmachtete Präsident zuvor gegen die Verfassung
verstoßen, betont der Kardinal.
„Ich möchte Ihnen hier weitergeben, was
mir gerade ein einfacher Bürger gesagt hat: „Man kann mit dem erzwungenen Exil für
Zelaya einverstanden sein oder nicht – aber man kann nicht abstreiten, dass Zelaya
in den Monaten davor wiederholt und eigenmächtig die Verfassung verletzt und sein
Amt missbraucht hat. Sicher, der Staatsstreich hat ein sehr schlechtes Licht auf Honduras
geworfen." Ich teile die Ansicht dieses Bürgers. Dem internationalen Druck und kurzfristigen
wirtschaftlichen Visionen nachzugeben, wird langfristig Honduras zerstören."
Honduras
sei ein kleines, armes Land fernab von den Schweinwerfern der Weltöffentlichkeit.
Maradiaga betonte gleichzeitig, dass in den Staatsstreich viel Geld geflossen sei.
Namentlich Hugo Chavez sei zur Bedrohung geworden. Venezuelas Präsident habe „offenbar
vergessen, sein eigenes Land zu regieren und trachtet nur nach Einmischung in andere
Staaten“. In Honduras etwa sei es in den zurückliegenden zwei Wochen andauernd zu
Drohungen gekommen.
„Gestern wurden die Kathedrale und mein Erzbistum zum
dritten Mal angegriffen. In drei Kirchen im Zentrum des Landes konnte die Messe nicht
gefeiert werden, weil Störer auftraten, die die Gläubigen beleidigten und bedrohten.
Das ist nicht die Suche nach Lösungen, sondern Drohung. Aber ich muss ihnen sagen:
Das Volk hat keine Angst.“
Demgegenüber sei der Dialog der Vermittlung,
den der Präsident Costa Ricas, Arias, begonnen habe, ein guter Weg, lobte Maradiaga.
Gleichzeitig forderte er seine Landsleute dazu auf, in die Zukunft zu blicken.
„Zum
ersten Mal in der Geschichte von Honduras haben so viele Menschen demonstriert und
waren dabei stolz auf das, was eine Regierung gemacht hat. Sie haben Hoffnung, denn
diese Regierung kann den Kurs des Landes noch verändern. Trotz Korruption und Gesetzesmissbrauch
gibt es scheinbar Willen, voranzugehen in eine bessere Zukunft. Die Propagandamaschine,
die gut bezahlt wird von der Regierung in Venezuela, macht es sich zur Aufgabe, Personen
zu zerstören. Mich wollen sie zerstören. Mich können sie zerstören, aber sie werden
die Wahrheit nicht zerstören. Der Glanz der Wahrheit, wie Johannes Paul II. sagte,
ist das, woran die Nationen sich ausrichten müssen. Und nicht die Lüge, wie wir sie
leider gehört haben.“ (rv 14.07.2009 gs)