Die katholische Kirche
in Bolivien steht unter Druck. Die Regierung von Evo Morales hat in der jüngsten Vergangenheit
immer wieder kirchliche Einrichtungen bedroht. Die italienische Ordensfrau Suor Carmelina
ist seit mehreren Jahren in der bolivianischen Wirtschaftsmetropole Santa Cruz tätig.
Dort unterstützt sie mit weiteren italienischen Ordensschwestern das Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder. Es ist das größte Krankenhaus der Stadt. Schwester Carmelina
erzählt uns, wie schwer es für die katholische Kirche in Bolivien geworden ist.
„Die
katholische Kirche wird ohne nennenswerte Gründe verfolgt. Die Regierung beansprucht
einfach das Kircheneigentum. Doch vor allem möchten sie die ausländischen Missionare
ausweisen. Denn sie gelten als Sündenböcke für die gegenwärtige wirtschaftliche Krise
in dem Land. Dabei werfen sie uns die Schandtaten vor, die noch auf die Zeit der spanischen
Eroberung zurückgehen.“
Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist in Bolivien
gewaltig. Das war vor Morales Amtsantritt so und hat sich seither nicht wesentlich
geändert. Rund zwei Drittel der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Ende
dieses Jahres will sich der bolivianische Präsident Morales wiederwählen lassen. Doch
in Zeiten der Wirtschaftskrise fällt es ihm zunehmend schwer, seine Versprechen zu
halten.
„Und die Lage wird immer schlimmer. Denn Evo Morales hat nun eindeutig
den kommunistischen Weg eingeschlagen. Diese politische Linie breitet sich, wie wir
sehen, auch in anderen südamerikanischen Ländern aus. Diese Politik möchte das Volk
von der Kirche fern halten. Dabei werden die christlichen Werte, die hier seit langer
Zeit gelten, nicht mehr anerkannt. Ich kann meine Angst nicht verbergen. Diese neue
Welt bereitet mir Sorgen. Das gilt weniger für meine eigene Sicherheit, sondern vielmehr
für die Zukunft der Bevölkerung.“
Die Glasfassaden der Wolkenkratzer in
der Wirtschaftsmetropole Santa Cruz prägen das Bild Boliviens genauso wie Menschen,
die in Müllbergen nach Essbarem suchen.
„Die Armut steigt ständig an. Denn
viele Menschen vom Land kommen hierher. Die Stadt gilt für viele als Ort der Hoffnungen
auf eine bessere Zukunft. Das führt aber nur dazu, dass sich die Probleme hier anhäufen
und die arme Bevölkerung sich an einer – derselben – Stelle wieder findet.“
Der
bolivianische Präsident Evo Morales habe der katholischen Kirche sogar vorgeworfen,
ein „Feind des Friedens“ in Bolivien zu sein. Das habe das Land gespalten, so Schwester
Carmelina.
„Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die die Regierung unterstützen.
Das ist im Augenblick die Mehrheit der Bevölkerung. Die meisten von ihnen sind arme
Menschen und Indigene. Evo Morales ist einer von ihnen. Das Problem ist aber, dass
sie sich vor allem von ausländischen Politikern beeinflussen lassen. Vor allem Venezuela
und Kuba haben die Regierung dazu überredet, gegen die USA oder Europa zu sein.“