Ich vergleiche Obamas
Wahl zum Präsidenten mit der Wahl von Karol Wojtyla zum Papst. Beide Wahlen waren
Durchbrüche. Ein Nicht-Italiener auf dem Stuhl Petri, ein Farbiger im Weißen Haus.
Kurz vorher hätte man sich das noch nicht vorstellen können. Die Welt bietet auch
Überraschungen. Und mit Wojtyla haben einige Personen gezeigt, dass nicht nur Strukturen
entscheidend sind für Geschichte, sondern auch Menschen. Damals war es mit dem mutigen
Papst in Polen der mutige Elektriker Lech Walesa, in Moskau der mutige Präsident Gorbatschew
und in Washington der realistische Reagan. Auf sie geht eine historische Weltveränderung
zurück. Heute sind die Koordinaten ganz anders: Die entscheidenden Großmächte sind
heute Washington und Peking, die unmittelbaren Gegner Israel und Iran. Wie damals
der Kommunismus, so ist auch heute eine Ideologie, der Antisemitismus der Hintergrund
des Machtkonfliktes. Zwischen Israel und dem Iran herrscht kalter Krieg. Nötig wären
heute im Iran und in Israel Menschen, die mutig Schluss machen mit Bisherigem: mit
Meinungsdiktatur in Teheran und mit Siedlungsbau im Westjordanland. Peking müsste
Teheran Paroli bieten, Washington Israel. Nötig wären mutige Männer, die sich frei
machen von Strukturfragen, von Wirtschaftsinteressen, von Denkgewohnheiten, von der
Angst, nicht wieder gewählt zu werden. Es geht um den Frieden. Damals haben Lech Walesa,
Gorbatschow und Wojtyla ihr Leben riskiert. Neben dem extravaganten Obama bräuchte
es auch heute in Peking, im Iran und in Israel Politiker, die ihr eigenes Leben in
die Waagschale werfen.