2009-07-09 13:38:26

Brasilien: „Enzyklika spricht alle an“


RealAudioMP3 Aus dem christlichen Menschenbild heraus gelte es, die strukturellen Ursachen von Hunger und Armut zu beseitigen. Das sagt der brasilianische Kardinal Odilo Scherer in seinem wöchentlichen Kommentar auf Youtube. Die neue Enzyklika von Papst Benedikt XVI. sei ein Hilfsmittel, um solche Probleme anzupacken. „Caritas in veritate“ sei eine wertvolle Unterstützung nicht nur für Katholiken, so der Erzbischof von São Paulo.

„Die Enzyklika ist ja an alle Menschen guten Willens gerichtet. Selbstverständlich ist Benedikt als Oberhaupt der katholischen Kirche vor allem für die Gläubigen ein Begleiter. Doch er ist gleichzeitig auch ein moralischer Religionsführer für die gesamte Menschheit. Die katholische Kirche hat mit ihrer Soziallehre einen wichtigen Schatz und Benedikt XVI. hat diesen Schatz in seiner neuen Enzyklika wieder zum Ausdruck gebracht. Diese Lehre ist nämlich für das Christentum grundlegend.“

Die Katholische Soziallehre wurde oft missverstanden, so Scherer. Sie sei keine politische Ideologie oder Utopie.

„Im Gegenteil, die katholische Soziallehre ist die Schlussfolgerung aus der Lebenspraxis, die bereits im Evangelium beschrieben wird. Es handelt sich also nicht um eine abstrakte oder theoretische Vorstellung. Die Enzyklika geht voll und ganz auf die aktuellen weltlichen Probleme ein. Man kann also sagen, dass es in der Enzyklika darum geht, die Botschaft des Evangeliums in einem sozialethischen Rahmen zu präsentieren.“

Benedikts Rundschreiben behandelt nicht nur ein Thema. Es werden verschiedene Probleme angesprochen, so Kardinal Odilo Scherer.

„Klar geht es vor allem um die Wirtschaft. Dazu zählen auch das Finanzwesen und der Handel. Das sind sehr aktuelle Themen, doch es geht auch um soziale Gerechtigkeit, um die Würde des Menschen und um die Menschenrechte. Auch die Frage des Weltfriedens ist zentral. All das ist von allgemeinem Interesse, denn es sind Bereich, die uns alle in gleicher Weise angehen.“

Dabei sei der Papst von Ansätzen seiner Vorgänger ausgegangen, fügt der brasilianische Oberhirte hinzu.

„Die Enzyklika „Caritas in veritate“ beginnt mit der Analyse einer anderen Enzyklika und zwar mit „Populorum progressio“ von Paul VI. Denn schon in den 60er Jahren stellte die Kirche fest, dass es für die wirtschaftliche und menschliche Entwicklung von zentraler Wichtigkeit ist, die Gebote Gottes zu respektieren. Wird dies nicht gemacht, dann führt das unweigerlich zu einer Krise.“

In den letzten Jahrzehnten habe sich die Lage der armen Völker geändert. Aber in welcher Weise?
Kardinal Odilo Scherer:

„Der Papst geht auch diese Frage an. Denn der Fortschritt in den vergangenen 50 Jahren hat überall viel Positives gebracht, doch im wirtschaftlichen und sozialen Bereich ist es im Laufe der Zeit zu großen Unterschieden in der Menschheitsfamilie gekommen. Benedikt sagt aber ganz klar: Wenn wir diese Ungleichheiten beheben wollen, dann müssen wir jetzt und gemeinsam in eine andere Richtung gehen.“

(rv/youtube 09.07.2009 mg)







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