Papst bringt neue Struktur in Gespräche mit Piusbrüdern
Benedikt XVI. gibt
den Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der traditionalistischen „Priesterbruderschaft
St. Pius X.“ einen neuen Rahmen. Am Mittwoch ernannte er Kardinal William Levada zum
neuen Leiter der Dialog-Kommission „Ecclesia Dei“; gleichzeitig band er diese Kommission
mit einem so genannten „Motu Proprio“ an die Glaubenskongregation, die von Levada
geführt wird. Das bedeutet eine personelle und in gewisser Weise auch inhaltliche
Neuordnung des Gesprächs mit den Piusbrüdern.
Kardinal Hoyos nicht mehr
Präsident Kardinal Dario Castrillon Hoyos ist nicht länger Präsident der
Kommission „Ecclesia Dei“; ein Vatikan-Statement vermerkt, der Papst habe sich bei
dem 80-jährigen Kardinal für dessen Arbeit mit einem handschriftlichen Brief bedankt.
Hoyos war eine Schlüsselfigur in der Debatte dieses Frühjahrs gewesen, als der Papst
die Exkommunikation gegen vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft aufgehoben hatte. Viele
warfen dem kolumbianischen Kardinal vor, den Piusbrüdern gegenüber zu nachgiebig zu
sein. Im Namen des Papstes habe sich das Vatikanische Staatssekretariat auch bei dem
luxemburgischen Priester Camille Perl bedankt, der lange Jahre zur „Ecclesia Dei“
gehört hat. Jetzt liegen die Gespräche mit den Lefebvre-Anhängern also in der Hand
des US-Kardinals Levada, Präfekt der Glaubenskongregation. Sekretär der Kommission
„Ecclesia Dei“ wird der italienische Priester Guido Pozzo von der Internationalen
Theologen-Kommission des Heiligen Stuhles.
Motu Proprio: „Ecclesiae
Unitatem“ Ebenfalls an diesem Mittwoch machte der Vatikan ein „Motu Proprio“,
also einen Entschluss des Papstes vom 2. Juli, öffentlich. Der Text trägt den Titel
„Ecclesiae Unitatem“, also „Die Einheit der Kirche“. Er bekräftigt zunächst die Sorge
des Papstes um eben diese Einheit; dann erinnert Benedikt daran, dass die Bischofsweihen,
die Erzbischof Marcel Lefebvre 1988 vollzogen habe, „unerlaubt“ gewesen seien. Dass
er, der Papst, im Sommer 2007 die alte Form der Messfeier wieder aufgewertet habe,
sei von dem Wunsch diktiert gewesen, „alles zu tun, damit die, die wirklich die Einheit
wünschen, in ihr bleiben beziehungsweise zu ihr zurückkehren können“. Benedikt wörtlich:
„Im gleichen Geist und mit der gleichen Absicht, jeden Bruch und jede Spaltung in
der Kirche zu überwinden und eine Wunde zu heilen, die in der Kirche immer schmerzhafter
fühlbar ist, habe ich auch die Exkommunikation gegen die vier Bischöfe aufgehoben,
die Erzbischof Lefebvre unerlaubt geweiht hat. Damit wollte ich ein Hindernis beseitigen,
das das Öffnen einer Tür zum Dialog erschweren konnte, und damit die Bischöfe und
die Piusbruderschaft einladen, den Weg zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche wiederzufinden.“
Papst über Pius-Brüder: „Vorerst kein kanonischer Status“ Noch
einmal präzisiert der Papst: „Die Lehr-Fragen bleiben, und solange sie nicht geklärt
sind, hat die Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und können ihre
Diener keinen Dienst auf legitime Weise leisten.“ Dieser Satz gilt offensichtlich
auch den unerlaubten Priesterweihen, die die Piusbrüder am letzten Wochenende vollzogen
haben.
Da ja „die Probleme, die jetzt mit der Bruderschaft behandelt werden
müssen, vor allem doktrineller Natur sind“, erklärt Papst Benedikt anschließend, dass
er die Gesprächskommission „Ecclesia Dei“ „eng an die Glaubenskongregation anbindet“.
Dem dient vor allem die Tatsache, dass künftig der Präfekt der Glaubenskongregation
gleichzeitig Präsident der „Ecclesia Dei“ ist. Der Papst erlässt in dem „Motu Proprio“
einige weitere Detail-Verfügungen und betont zum Schluss seine „väterliche Sorge über
die Pius-Bruderschaft, damit sie die volle Kirchengemeinschaft wiederfindet“. Und
er lädt alle „dringend“ dazu ein, für die Einheit der Christen zu beten.
Kardinal
Levada dankt Kardinal Levada hat dem Papst in einer Erklärung für das „Motu
Proprio“ gedankt. Seine Kongregation werde sich im Gespräch mit den Piusbrüdern engagieren;
er freue sich über das Vertrauen, das der Papst seiner früheren Arbeitsstelle entgegenbringe.
Der jetzige Papst Benedikt war nämlich bis zu seiner Wahl ungefähr ein Vierteljahrhundert
lang selbst Präfekt der Vatikanischen Glaubenskongregation.