Die Bischofskonferenz
von Honduras hat dem abgesetzten Präsidenten Manuel Zelaya geraten, im Ausland zu
bleiben, um kein weiteres Blutvergießen zu provozieren. Damit haben die Oberhirten
erstmals seit dem Putsch von vergangener Woche ihr Schweigen darüber gebrochen. In
einer Erklärung zur Staatskrise riet der Vorsitzende der Honduranischen Bischofskonferenz,
Kardinal Andres Rodriguez Maradiaga, Zelaya eindringlich von der Rückkehr in sein
Land ab. Damit stellten sich der Kardinal und seine Amtsbrüder indirekt hinter das
Vorgehen des Übergangspräsidenten Roberto Micheletti.
Zelayas Rückkehr nach
Honduras könne ein „Blutbad“ auslösen, so Maradiaga. Der Kardinal warnte vor „übereilten
Aktionen“. Wörtlich erklärte er: „Ich weiß, Sie lieben das Leben. Ich weiß, Sie
respektieren das Leben. Bis zum heutigen Tag ist noch kein Honduraner ums Leben gekommen.
Denken Sie daran, denn danach könnte es zu spät sein.“
Zugleich erklärten
die Bischöfe das Vorgehen der verfassungsrechtlichen Organe, die Zelaya am 28. Juni
entmachtet hatten, indirekt für rechtmäßig. Die Bischofskonferenz sei nach Prüfung
aller ihr vorliegenden Dokumente zu dem Schluss gekommen, dass die staatlichen Institutionen
nach demokratischem Recht und im Einklang mit der Verfassung gehandelt hätten. Allerdings
müssten die genauen Umstände von Zelayas unfreiwilliger Ausreise nach Costa Rica untersucht
werden. „Wir glauben, dass wir alle eine Erklärung verdienen, für das was am 28.
Juni geschah“, so die Bischöfe.
Zuvor war Rodriguez Maradiaga mit dem Generalsekretär
der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Jose Miguel Insulza, zu einer Unterredung
hinter verschlossenen Türen zusammengetroffen. Die OAS hatte noch am Samstag bei einer
Sondersitzung in Washington mit der Zustimmung von 33 ihrer 34 Mitglieder Honduras
aus dem amerikanischen Staatenbund ausgeschlossen. Möglichen Sanktionen seitens der
OAS oder der internationalen Staatengemeinschaft für den Fall, dass Honduras den gewählten
Präsidenten Zelaya nicht wieder einsetze, erteilten die Bischöfe eine Absage. „Wir
unterstreichen das Recht, unser eigenes Schicksal selbst zu bestimmen, ohne Druck
welcher Art auch immer“, heißt es in der Erklärung der Bischöfe.
Die Staatengemeinschaft
solle ihren Blick nicht nur auf den Sturz Zelayas richten, sondern auf alles, was
sich in der Vergangenheit außerhalb der Legalität abgespielt habe. Boykotte, welcher
Art auch immer, träfen nur die Ärmsten der Armen. Die Erklärung der Bischofskonferenz
schließt mit einem Aufruf zu Friedens- und Dialogbereitschaft. Die aktuelle Situation
biete auch eine Chance, ein neues Honduras zu bauen.