Vatikan: Paulinische Kapelle mit Vespergottesdienst wiedereröffnet
Mit einer feierlichen
Vesper hat Benedikt XVI. am Samstagabend die frisch renovierte Paulinische Kapelle
im Apostolischen Palast wieder als Kultraum eröffnet. Errichtet zwischen 1538 und
1540 von Papst Paul III., ist die Capella Paolina eine der drei Privatkapellen der
Päpste. In der Kapelle befinden sich außerdem herausragende Kunstschätze: Zwei Fresken
von Michelangelo – die letzten, die der Meister malte. Sie stellen jeweils die Bekehrung
des Paulus und die Kreuzigung des Petrus dar. In seiner Predigt würdigte der Papst
die beiden Kunstwerke. Michelangelo rege seine Betrachter zur Meditation und Reflexion
an: „Das Gesicht des Saulus, der sich zu Paulus wandelt – ein Selbstprotrait
des damals schon alternden und unruhigen Künstlers … – repräsentiert den Menschen
bei seiner Suche nach einer höheren Erleuchtung. Es ist das Licht der göttlichen Gnade,
das unabdingbar ist, um eine neue Sichtweise auf die Realität zu erhalten, verbunden
mit der „Hoffnung, die für Euch im Himmel bereitliegt“ – wie der Apostel in seinem
einleitenden Gruß im Brief an die Kolosser schreibt (Kol 1,5). Das Gesicht des Saulus,
der auf der Erde liegt und durch das Licht des Auferstandenen von oben erleuchtet
wird, ist somit eine Darstellung, die in ihrer Dramatik auch Frieden und tiefe Gewissheit
ausstrahlt.“ Auch die räumliche Anordnung der beiden Fresken, die sich jeweils
auf den gegenüberliegenden, langen Seitenwänden der Kapelle befinden, sei von zentraler
Bedeutung für die ikonographische Botschaft der Paolina, führte Benedikt weiter aus:
„Die
beiden Gesichter, stehen sich gegenüber. Man könnte sogar meinen, dass der Blick des
Petrus sich genau auf das Gesicht Paulus’ richtet, der wiederum nichts sieht, sondern
allein das Licht des auferstandenen Christus in sich trägt. Es ist, als suche Petrus
in der Stunde seiner größten Prüfung dieses Licht, das Paulus den wahren Glauben schenkte.
In diesem Sinne also können die beiden Ikonen als zwei Akte desselben Dramas betrachtet
werden, des Dramas des österlichen Mysteriums: Kreuz und Auferstehung, Tod und Leben,
Schuld und Vergebung.“ Michelangelo Buoanarroti war bereits 67 Jahre alt,
als er die Fresken in der Capella Poalina in Angriff nahm. Sieben lange Jahre, genauer
von 1542 bis 1549, arbeitete der Florentiner Künstler an der Vollendung der beiden
Werke. Aufgrund ihrer unkonventionellen Darstellungsweise wurden die Gemälde von Zeitgenossen
Michelangelos zunächst als enttäuschend und vermeintlich fehlerhaft wahrgenommen.
Benedikt XVI. dankte dem Direktor der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci,
sowie allen verantwortlichen Restauratoren unter der künstlerischen Aufsicht des Berliner
Kunsthistorikers Arnold Nesselrat für die gelungene Ausführung der Renovierungsarbeiten.
3.250.000 Euro hatte der Vatikan in die Restaurierung der Paolinischen Kapelle investiert.
Der größte Teil der Summe wurde durch Spenden gedeckt.