In Deutschland geht
die Debatte um den Bundeswehreinsatz am Hindukusch weiter. Trotz der jüngsten Todesfälle
unter deutschen Soldaten bei Angriffen der radikalen Taliban will die Bundesregierung
300 weitere Kräfte ins Land entsenden. Das Vorhaben eines humanitären Einsatzes sei
gescheitert, meint dagegen die Friedensbewegung „Pax Christi“, die einen sofortigen
Truppenabzug fordert. Die Generalsekretärin der deutschen Sektion von „Pax Christi“,
Christina Hoffmann, sagte im Gespräch mit dem Kölner Domradio: „Wir
machen seit Jahren die Erfahrung, dass sich beim Afghanistan-Einsatz die Gewalt zuspitzt.
Der zivile Aufbau gerät in den Hintergrund, und die Bundeswehr wird immer mehr zur
Zielscheibe von Angriffen und zum Akteur in Kämpfen. Ich sehe kaum Fortschritte in
der Befriedung des Landes – aber eine Eskalation der Gewalt. Und aus meiner Sicht
muss der Versuch, einen humanitären Friedenseinsatz zu realisieren, als gescheitert
angesehen werden. Das Militär wird von der Zivilbevölkerung in Afghanistan als Besatzung
erlebt. Dem muss man ins Auge sehen. Und eine Änderung der Strategie bewirken. Pax
Christi fordert deshalb eine Weggang-Strategie.“
Dabei ist die vom US-Präsidenten
Obama initiierte Großoffensive in Afghanistan bereits in vollem Gange. Pax Christi
verlangt hingegen eine radikale Strategieänderung: Hilfe zur Selbsthilfe bringe mehr
als militärisches Mitmischen. Hoffmann:
„Es geht darum, in Afghanistan
immer mehr Verantwortung für den Aufbau der Infrastruktur und auch für den Aufbau
verlässlicher Rechts- und Sicherheitsstrukturen in die Hände der Verantwortlichen
vor Ort zu legen. Die Unterstützung der Polizei macht Sinn! Aber Polizei ist eine
zivile Aufgabe, keine militärische. Es braucht einen vernünftigen Plan und einen vorbereiteten
Abzug der ausländischen Truppen. Und dafür muss sich die Bundesregierung bei der Nato
für eine Strategieänderung einsetzen. Ich sage nicht einfach: Soldaten raus aus Afghanistan.
Ich sage: Hinschauen, was bisher geschehen ist und aus den Erfahrungen lernen.“