US-Präsident Barack
Obama hofft, dem Papst vom Beschluss der G8-Länder für eine beträchtliche Aufstockung
der Entwicklungshilfe berichten zu können. Denn die ärmsten Länder der Erde trügen
auf unangemessene Weise die Lasten der Weltwirtschaftskrise. Das betonte Obama am
Donnerstag vor ausgewählten Journalisten, denen er die Ziele und Erwartungen seiner
bevorstehenden Tour durch Europa, Russland und Afrika vorstellte. Im Anschluss an
den G8-Gipfel vom 8. bis 10. Juli im italienischen L´Aquila wird der US-Präsident
erstmals mit Benedikt XVI. zusammentreffen.
Die USA-Korrespondentin der italienischen
Redaktion von Radio Vatikan war zur Diskussion ins Weiße geladen. Elena Molinari berichtet
aus Washington: „Die Papstaudienz bezeichnet der amerikanische Präsident
als Ehre und er hoffe, dass bei der Begegnung die Punkte angesprochen werden könnten,
in denen die USA und der Heilige Stuhl zusammenarbeiten könnten: vom Frieden im Nahen
Osten bis zum Thema Armut, vom Klimawandel bis zur Einwanderungspolitik. In all diesen
Themen, unterstrich Obama, habe der Papst bereits außerordentliche Initiativen unternommen.“
Für
den nahen Osten teilt der US-Präsident die Forderung nach einem gerechten und dauerhaften
Frieden. Das Festhalten Israels an seiner Siedlungspolitik sei Schuld am derzeitigen
Stillstand der Verhandlungen. Die Palästinenser, so Obama, „müssen wir dagegen
dazu anspornen, auf Gewalt zu verzichten und dem Hass abzusagen, der noch immer in
vielen Gruppierungen zu spüren ist“.
Beim Thema Abtreibung – Konfliktpunkt
zwischen Obama und den US-amerikanischen Bischöfen – versuchte der Präsident nicht
zu beschönigen: „Allein mit Dialog werden diese Unterschiede nicht ausgeglichen“,
man solle sich keinen Illusionen hingeben. „Ich weiß, dass es Punkte gibt, in denen
der Konflikt unüberwindbar ist“, so Obama. „Wir können lediglich darauf hinweisen,
dass es unter den Konfliktparteien auf beiden Seiten Menschen guten Willens gibt,
die bereit sind Themen zu finden, in denen sie zusammenarbeiten können.“ Obama
plädiert dafür, die Freigabe zur Adoption als Alternative zur Abtreibung in Erinnerung
zu rufen. Schwangere Frauen bräuchten besonderen Schutz und Hilfe. Er wolle eine tiefgehende
Moral- und Sexualerziehung mit dem Zugang zu Verhütungsmitteln kombinieren, so Obama.
Doch er wisse, dass dies der Lehre der katholischen Kirche widerspreche.
„Ich
hatte sofort nach meiner Wahl ein wunderbares Telefonat mit dem Papst“, erinnerte
der US-Präsident, verleugnete aber auch nicht, dass es Themen gäbe, in denen er mit
dem Papst nicht übereinstimme, was ja auch in der Beziehung zu anderen Staatsoberhäuptern
vorkäme. Doch die Beziehung zur katholischen Kirche sei „weit mehr als die zweier
Regierungen“. Die katholische Kirche habe „außerordentlich großen Einfluss
in der ganzen Welt und in unserem Land“, so Obama. Der Papst sei in vielen Bereichen
als Autorität anerkannt. Sein religiöser Einfluss gehe weit über die katholische Kirche
hinaus.