Kasachstan: Kongress der Weltreligionen ruft zu Respekt und Toleranz auf
Mit einem gemeinsamen
Bekenntnis zu mehr Dialog und gegenseitigem Respekt ist am Mittwoch in der kasachischen
Hauptstadt Astana der Dritte Kongress der Weltreligionen eröffnet worden. 77 Delegationen
aller großen Kirchen und Religionen - darunter auch eine aus dem Vatikan - beraten
in Kasachstan darüber, wie man den interreligiösen und interkulturellen Dialog verbessern
könnte.
In der Welt von heute müssen alle Religionen Platz haben. Das betonte
der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis
Tauran, in seinem Grußwort an die Kongressteilnehmer. Tauran leitet die katholische
Delegation auf dem Religionstreffen in Astana.
„Unsere Zukunft ist die,
für die wir uns entscheiden und die wir gemeinsam aufbauen”, so Tauran in seiner
Ansprache. Der Kongress sei Ergebnis des gemeinsamen Wunsches der Religionen nach
freundschaftlichen und konstruktiven Beziehungen. Dabei gebe es unterschiedliche Formen
des Dialogs, erklärte Tauran:
„Die katholische Kirche unterscheidet den
Dialog auf der Ebene des Lebens, des Handelns, des theologischen Austauschs und der
spirituellen Erfahrung.“
Von dem Kongress erhoffe er sich vor allem Impulse
für gemeinsame Aktionen für mehr Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, sagte er am
Rande der Konferenz im Gespräch mit „kathpress“:
„Wir sind nicht zufällig
hier in Kasachstan zusammengekommen, einem Land, von dem die Botschaft ausgeht, dass
unterschiedliche Ethnien, Kulturen und Religionen harmonisch zusammen leben können.
Auch wir wollen vermitteln, dass es möglich ist, innerhalb einer Gemeinschaft die
Vielfalt von Religionen und Kulturen zu leben. Dazu müssen wir einander zuhören und
versuchen, uns besser zu verstehen. Religion spielt in jeder Kultur eine Rolle, umso
wichtiger ist der Dialog. Nur so können wir zu einer friedlicheren Gesellschaft beitragen.“
Dabei
dürfe nicht der Eindruck entstehen, alle Religionen seien mehr oder weniger gleich
und damit auch beliebig. Voraussetzung für jeden Dialog seien Partner mit klaren eigenen
Standpunkten. Das schließe Konsens jedoch nicht aus:
„Über die theologische
Abgrenzung hinaus, gibt es gemeinsame Ansätze im Bezug auf die allgemeinen menschlichen
Probleme. Man muss hier zwischen theologischen Prinzipien unterscheiden, und den gemeinsamen
Werten, die sich aus diesen ergeben, zum Beispiel im Bezug auf Familie und soziale
Gerechtigkeit.“
Trotz einvernehmlichem Aufruf zu mehr Zusammenarbeit, kam
es schon kurz nach der Eröffnung des Treffens am Mittwoch zu Misstönen: Die iranische
Delegation verließ bei der Rede des israelischen Ministerpräsidenten und Ehrengasts,
Shimon Perez, den Saal. Dazu Tauran:
„Im Dialog zwischen Muslimen und Juden
verläuft die Trennlinie zwischen säkularen und spirituellen Fragen nicht immer eindeutig...
Einige Religionsvertreter sind hier in tagespolitische Fragen abgedriftet. Wir sind
aber als Geistliche nicht als Politiker zusammengekommen…Grundsätzlich ist zu sagen,
dass es nicht hilfreich ist, Gesprächspartner zu ignorieren. Um Probleme zu lösen,
muss man miteinander sprechen.“
Der Kongress der Weltreligionen geht am
Donnerstag zu Ende. Seit 2003 tagt er auf Initiative des kasachischen Präsidenten,
Nursultan Nasarbajew, alle drei Jahre in Astana. In Kasachstan leben mehr als 130
verschiedene Volksgruppen zusammen, es gibt fast 50 unterschiedliche Religionsgemeinschaften
im Land.