Die katholische Kirche
in Honduras hat sich bisher noch nicht offiziell zum Putsch gegen Präsident Manuel
Zelaya geäußert. Derweil setzt der von den Putschisten ernannte neue Präsident Roberto
Micheletti die Kirche unter Zugzwang. Er hat sich öffentlich bei den katholischen
Oberhirten für deren angebliche Unterstützung bedankt. Eine offizielle Anerkennung
der neuen Regierung war aus Kreisen der honduranischen Bischöfe bislang aber nicht
zu hören. Das liegt wohl auch daran, dass es keine einheitliche Linie innerhalb der
Bischofskonferenz gibt. Das sagt uns der Mittelamerika-Referent bei der Menschenrechtsorganisation
FIAN International, Martin Wolpold-Bosien. „Innerhalb der katholischen
Kirche in Honduras gibt es verschiedene Stimmen zum ganzen Vorfall. Von der Spitze
her gesehen war es so, dass es ein gespanntes Verhältnis zu Präsident Zelaya gab und
gibt. Es gab viel Kritik an seinem Führungsstil. Diese Kritik war eines der Gründe,
warum so viele politische Kreise – unter anderem sogar Zelayas eigene Partei – Abstand
von ihm genommen haben. Die katholische Kirche war bei dieser Kritik aber nicht allein.“
Trotz
breiter internationaler Rückendeckung für den gestürzten Staatschef Manuel Zelaya
will die honduranische Justiz den Linkspolitiker bei seiner für Donnerstag geplanten
Rückkehr sofort festnehmen. Ungeachtet einer inzwischen verlängerten Ausgangssperre
protestierten tausende Anhänger und Gegner Zelayas in der Hauptstadt Tegucigalpa. Martin
Wolpold-Bosien:
„Es ist derzeit sehr schwierig Informationen aus dem Land
zu bekommen. Die Zensur hat alle Medienstellen erreicht. So kann auch der meistgehörte
Radiosender der Region – ein Jesuitenradio – nicht mehr senden, weil das Militär ihre
Studios geschlossen hat. Auf was es jetzt ankommt ist, dass die internationale Staatengemeinschaft
ihren Beitrag dazu leistet, ein Blutbad zu verhindern. Dazu ist ein entschlossenes
Handeln notwendig. Es ist ein wichtiger Fortschritt, dass die internationale Staatengemeinschaft
die demokratisch nicht legitimierte Regierung nicht anerkennt. Umgekehrt sollen die
internationalen Staaten ihre Botschaften für Verfolgte öffnen.“
Der Vorsitzende
der Honduranischen Bischofskonferenz, Kardinal Maradiaga, traf nach Angaben der Zeitung
„La Tribuna“ am Sonntag in Honduras ein, wollte sich aber zunächst nicht zur dramatischen
Lage äußern.