Zum Abschluss des
Paulusjahres hat Papst Benedikt XVI. eine archäologische Sensation bekannt gegeben:
Das Grab des Völkerapostels in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern enthält
vermutlich tatsächlich die Knochen des Paulus. Zu Beginn seiner Predigt beim Vespergottesdienst
in der Basilika sagte der Papst:
„Der Sarkophag, der unter diesem Papstaltar
ruht, wurde kürzlich einer wissenschaftlichen Analyse unterzogen. Er war in all den
Jahrhunderten nie geöffnet worden. Am Sarkophag wurde ein kleines Loch angebracht,
um eine spezielle Sonde einzuführen. In seinem Inneren fanden sich unter anderem Knochenfragmente,
die mit der C-14-Methode untersucht wurden, und zwar von Fachleuten, die nichts von
der Herkunft dieser Fundstücke wussten. Sie stellten fest, dass die Knochenteile von
einer Person stammen, die zwischen dem ersten und dem zweiten Jahrhundert gelebt hat.“
In
dem Sarkophag entdeckten die Archäologen neben den Knochen auch einige Körner Weihrauch,
„Eiweiß- und Kalksubstanzen“ und einige textile Reste, so ein kostbares Stück purpurfarbenen
Leinenstoffs mit Goldbesatz und ein blaues Gewebe mit Leinenfasern, berichtete der
Papst. „Das scheint die einhellige und unwidersprochene Tradition
zu bestätigen, dass es sich hier um die sterblichen Überreste des Apostels Paulus
handelt. All das erfüllt unsere Seele mit tiefer Emotion.“
Mit dieser einzigartigen
Verkündigung wissenschaftlicher Befunde reagierte Papst Benedikt auf die Äußerungen
kritischer Forscher, die nicht an die Echtheit des Paulusgrabes glauben. Außer Zweifel
steht, dass Christen das Grab bereits im ersten Jahrhundert verehrten. Der Sarkophag
selbst stammt aus der Zeit um 390. Er soll nun nach dem sensationellen Fund geöffnet
werden, sagte am Montag Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo, der als Erzpriester
für die Basilika zuständig ist.
„Der Heilige Vater wird uns dies später gestatten,
es wird aber eine lange und heikle Arbeit werden, denn es gilt, auch kleinste Schäden
zu vermeiden“, zitiert die römische Zeitung „La Repubblica“ am Montag den italienischen
Kardinal. Von den Stoff- und Knochenresten im Sarkophag habe er persönlich „seit eineinhalb
Jahren gewusst, aber es oblag allein dem Papst, das zu verkünden“.
Diesen
Wissensstand hatte der Erzpriester der Basilika Sankt Paul vor den Mauern bis zuletzt
erfolgreich verschleiert. Erst am vergangenen Freitag hatte er den Journalisten berichtet,
dass die Einführung einer Sonde in den Paulus-Sarkophag an dessen dicken Wänden gescheitert
sei. Die Forschungsarbeiten an dem Grab begannen 2002 unter der Leitung vatikanischer
Archäologen. (rv 29.06.2009 gs)