2009-06-29 13:54:54

Vatikan: Benedikt, Glauben ist nicht bloß Tradition, sondern Leben


RealAudioMP3 Bischöfe und Priester sollen die Kirche nicht nur durch Denken und Worte führen, sondern auch in ihrem Leben Vorbilder sein. Dazu hat Papst Benedikt XVI. sie zum Fest Peter und Paul an diesem Montag aufgerufen.

Peter und Paul sind die Patrone der Stadt Rom. Für die Ökumene mit der Orthodoxie hat dieser Festtag, wie er in der Ewigen Stadt begangen wird, eine besondere Rolle, die sich auch in der Liturgie niederschlägt: An der Papstmesse im Petersdom nimmt jeweils eine hochrangige Delegation des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel teil. Seit 30 Jahren tauschen der Vatikan und das Patriarchat am Bosporus zu den jeweiligen Patronatsfesten Gastdelegationen aus. Außerdem empfangen zu Peter und Paul alle im vergangenen Jahr ernannten Erzbischöfen das Pallium; die Wollstola ist ein besonders Zeichen ihrer Metropolitan-Würde. Mit Blick auf die solcherart Geehrten sagte der Papst:

„Im griechischem Wort ‘episcopos‘, also Bischof, ist das Verb ‘sehen‘ enthalten, daher wurde es mit ‘Überwacher‘ übersetzt. Damit ist keine Kontrolle wie die eines Gefängnisaufsehers gemeint, sondern ein Sehen aus der erhöhten Warte Gottes. Sehen aus der Warte Gottes bedeutet sehen aus der Liebe, die dem anderen dienen will, es ist ein Sehen der Essenz, des inneren Menschen. Jesus, der ‘Bischof der Seelen‘, ist Vorbild des Bischofs- und Priesteramtes. Bischof und Priester sein heißt in dieser Perspektive: die Position Christi einnehmen. Denken, sehen und handeln aus seiner erhöhten Position. Von ihm her den Menschen zur Verfügung stehen, damit sie das Leben finden.“

34 Erzbischöfen überreichte Benedikt während der Festmesse das Pallium als Zeichen der Verbundenheit mit dem Bischof von Rom. Unter ihnen waren die Oberhirten von New York, Westminster (London), Rio de Janeiro, Florenz und Colombo. Glauben sei nicht bloß eine Tradition, er müsse sich in der Vernunft erweisen, unterstrich der Papst vor seinen Mitarbeitern:

„Es gehört zu unseren Pflichten als Hirten, den Glauben mit dem Denken zu durchdringen, um den Grund unserer Hoffnung in der Debatte unserer Zeit zeigen zu können. Und doch – das Denken, das so sehr nötig ist, genügt allein nicht. Denken wir an die Jünger von Emmaus: Erst in der Kommunion mit Jesus, im Brechen des Brotes, öffneten sich ihnen die Augen. Nur in der wirklich erfahrenen Gemeinschaft mit dem Herrn werden wir Sehende. Das gilt für uns alle: jenseits vom Denken und Sprechen brauchen wir die Erfahrung des Glaubens, die lebendige Beziehung mit Jesus Christus. Der Glaube darf keine Theorie bleiben: er muss Leben sein.“

Ziel des christlichen Glaubens sei die „Rettung der Seelen“, unterstrich der Papst. Dieser Begriff klinge heute mitunter fremd, als stecke dahinter ein individualistisches Christentum, das sich vor Weltverantwortung drücke. Richtig sei jedoch, dass die Vernachlässigung der Seelen, die Verarmung des inneren Menschen nicht nur den einzelnen zerstöre sondern das Geschick der Menschheit insgesamt bedrohe, so der Papst.
(rv/kna 29.06.2009 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.