Die katholische Kirche
sollte im Internet präsenter sein. Dafür hat sich in dieser Woche der internationale
katholische Mediendachverband SIGNIS bei seiner Jahreskonferenz in Berlin ausgesprochen.
„Katholische“ Internetportale werden bisher hauptsächlich von nichtkirchlichen Vereinen
oder Privatleuten betrieben. Ein Beitrag über Für und Wider von Antje Dechert:
Der
Vizepräsident von SIGNIS Europa und Rundfunkbeauftragter im Erzbistum Berlin, Joachim
Opahle, ist skeptisch gegenüber den zahlreichen privaten Internetseiten.
„Das
Hauptproblem ist, dass diese Plattformen häufig von konservativen Kräften gemacht
und bezahlt werden und damit ein Kirchenbild vermitteln, dass meistens nicht auf dem
Boden des zweiten Vatikanischen Konzils steht, sondern eben restaurativ ist oder reaktionär.“ So
verbreiteten selbsternannte Prediger auf Websites ihre hoch ideologischen Ansichten
und stiften Unfrieden mit anonymen Beschimpfungen und Polemik, sagt Opahle, – und
das alles unter dem Etikett „katholisch“. Ein generelles Problem solcher Websites
sei auch ihre mangelnde Transparenz: Hintermänner und Geldgeber blieben meist im Dunkeln. „Ein
weiteres Beispiel ist diese sehr umstrittene Seite von Kreuz-Net: Hier herrscht ja
wirklich totale Anonymität, ja sie wird geradezu zum Ideal erhoben, im Sinne von ,Leute
schickt uns Eure Nachrichten, ihr braucht auch gar nicht sagen, wer ihr seid’. Das
führt dann dazu, dass polemisiert wird und üble Beschimpfungen stattfinden, von denen
ich behaupten würde, sie liegen auf dem Niveau von Toiletteninschriften.“ Mehr
Kontrolle oder gar Zensur fordert SIGNIS aber nicht. Keine Bevormundung im Netz also,
sondern mehr mediale Präsenz der Kirche sei gefragt, sagt Joachim Opahle. Alle europäischen
Bischofskonferenzen sollten eigene, attraktive und professionelle Websites einrichten.
Die Institution katholische Kirche müsse für interessierte Internetnutzer leichter
zu finden sein: „Man muss dafür sorgen, dass man eigene starke Internetportale
hat, damit die Leute sicher sein können, wenn sie katholische Kirche suchen, dann
finden sie auch. Es braucht eine starke Internetmarke. Wer nichts macht, der sorgt
dafür, dass das kirchliche Lehramt geschwächt ist, denn andere werden die Deutungshoheit
übernehmen, über das, was katholisch ist oder über das, was sie für katholisch halten.“ Der
Vatikan sei schon mit gutem Beispiel vorangegangen, meint Opahle. Initiativen, wie
die Nachrichtenvideos auf Youtube oder das Portal Pope2You zeigen: Die Kirche hat
verstanden, wie moderne Kommunikation im Netz funktioniert. Wünschenswert sei, das
Angebot künftig noch zu erweitern:
„Ich meine aber, man muss dann vielleicht
noch etwas konsequenter sein und zum Beispiel auch Rückmeldemöglichkeiten ermöglichen.
Sie gehören einfach zur Systematik der Internetkommunikation. Nutzer müssen Kommentare
schreiben können, ,bloggen’ und sich mit den Themen direkt auseinandersetzen können.
Dann muss da natürlich auch ein Moderator sitzen, der verhindert, dass in den Beiträgen
und Kommentaren polemisiert wird oder Missbrauch getrieben wird.“ Private
katholische Internetportale treiben Schindluder? Das stimme nun auch nicht, sagt die
Schweizer Katechetin Bernice Zięba. Zusammen mit ihrem Mann Jan, einem Theologiestudenten,
betreibt sie seit Ende 2008 das Internatportal Kathspace – eine Art Facebook auf Katholisch,
wo sich Gläubige austauschen können. Das Interesse an solchen Laien-Communities sei
groß, sagt Zięba:
„Also ich denke, es gibt ein Bedürfnis seitens der Gläubigen
und ich finde es ist berechtigt, dass dieses Bedürfnis auch einen Raum findet, wo
man sich im Glauben austauschen kann, wo man sich äußern kann oder wo man auch gemeinsam
beten kann. Das ist vor allem in dieser Zeit sehr wichtig. Denn wenn man sich mal
in den – sagen wir weltlichen – Medien umschaut, dann stößt man auf viel Kritik gegenüber
der katholischen Kirche. Und da finde ich, es ist wichtig, dass die Katholiken auch
zusammenstehen und zusammenhalten und auch die guten Werte pflegen.“ Im Kathspace-Forum
habe es noch keine Probleme mit lehrabweichenden Äußerungen gegeben, sagt Zięba. Der
Meinungsaustausch werde von zwei Administratoren beobachtet und moderiert, die bei
reaktionären Auswüchsen eingreifen und diese zurückweisen. Vorraussetzung für private
Portale sei, dass die Macher sichtbar und ehrlich auftreten:
„Das eine ist
das Impressum. Man soll einfach hinschreiben, wer man ist und vielleicht was man ist.
Und das andere: Wenn man sich katholisch nennt, sollte man zur katholischen Lehre,
zum Papst und zur Weltkirche stehen. Wer sich katholisch nennt, sollte das auch vertreten.“