D/G8: Katholische Kirche der G8 mit gemeinsamer Stimme
Die Bischofskonferenzen
der G8-Länder drängen die Regierungschefs ihrer Nationen dazu, beim Gipfel in L’Aquila
ihre Verantwortung für Entwicklungsländer wahrzunehmen. Dazu wandten sie sich in einem
offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen,
die sich derzeit auf das Treffen vom 8. bis 10. Juli vorbereiten.
Die Perspektive,
die die Bischofskonferenzen einbringen wollen, ist die Perspektive der Armen, erklärt
Ulrich Pöhner, Leiter des Bereichs Weltkirche und Migration im Sekretariat der Deutschen
Bischofskonferenz, im Gespräch mit dem Kölner Domradio.
„Die Bischöfe sprechen
von einer moralischen Priorität, die sich für die Weltgesellschaft und die weltweite
Politik ergibt und nennen zwei Punkte: die Bekämpfung der Armut und den Umgang mit
Klimawandel. Das sind jene Felder, in denen die Dinge aus dem Lot geraten sind, nicht
weil die Armen in diesen Ländern sich danebenbenommen hätten, sondern sie haben am
wenigsten dazu beigetragen, dass es zu diesen ökologischen und wirtschaftlichen Krisen
gekommen ist; sie werden aber am stärksten von den Folgen dieser Krise betroffen sein.“
Ob die lange erwartete Sozialenzyklika Papst Benedikts noch vor dem Beginn
des Gipfels am 8. Juli erscheinen wird, wird von Beobachtern mit Interesse verfolgt.
Der Papst hatte bereits in einem Brief an den britischen Premier Gordon Brown Themen
angesprochen, die wohl – auf einer abstrakteren Ebene - zum Inhalt der Enzyklika gehören
werden. Beispielsweise beklagte Benedikt das Zurückfahren von Hilfsprogrammen der
Industrienationen für die ärmsten Länder.
„Der Papst hat letztes Jahr die
Initiative der Bischofskonferenzen aus den G8-Ländern ausdrücklich gelobt und sich
die Forderungen zu Eigen gemacht. Wir machen das ja zum dritten Mal, dass wir als
Bischofskonferenzen aus den G8-Ländern gemeinsam tätig werden. Es gibt eine gute Absprache
mit Rom. Es ist wichtig, dass der Papst für die Gesamtkirche spricht, es ist aber
auch wichtig, dass deutlich wird: Die Katholische Kirche in allen G8-Ländern steht
gemeinsam für bestimmte Ziele ein, und die können wir auch gemeinsam verdeutlichen.“
In Deutschland tauscht sich die katholische Kirche intensiv mit der Regierung
über Fragen der Armutsbekämpfung und des Klimawandels aus, erinnert Pöhner. Er meint,
dass gerade das gemeinsame Auftreten der G8-Bischofskonferenzen bei den Staats- und
Regierungschefs Eindruck macht,
„weil deutlich wird: Es sind nicht nur
die Bischöfe in Deutschland mit ihrer sozialkatholischen Tradition, die sich dieser
Themen annehmen. Sondern wir haben mittlerweile den Stand erreicht, dass in allen
Ländern die katholische Kirche gemeinsam zu diesen Fragen Stellung nehmen kann. Das
gibt dem Ganzen eine neue Qualität. Ich hab den Eindruck, aus der Erfahrung der letzten
beiden Jahre, dass diese Initiative sehr wohl wahrgenommen worden ist.“ (domradio
26.06.2009 gs)