2009-06-25 13:24:26

D: Bruder Paulus kritisiert die Bundesregierung


RealAudioMP3 86 Milliarden Euro! So hoch soll die Neuverschuldung in Deutschland im Jahr 2010 werden. Das Bundeskabinett hat damit die höchste Neuverschuldung in der Geschichte der Bundesrepublik beschlossen. Nur um ein Gefühl für eine so hohe Summe zu bekommen: Um allein eine einzige Milliarde zusammenzubekommen, müsste ein Mensch 40 Jahre lang jede Woche Sechs Richtige im Lotto gewinnen. Im Domradio-Interview kritisiert Kapuzinermönch Bruder Paulus Terwitte das Vorgehen der Bundesregierung. Mit neuen Krediten dürfe man keine alten Kredite abbezahlen, das wisse jeder. Die nächsten Generationen werden diese Schuldenlast kaum bewältigen können.

„Ich glaube, es nicht richtig ist, dass wir nur auf uns schauen und es unverantwortlich ist Entscheidungen zu treffen, die uns jetzt hier helfen aber andere dann tragen müssen. Wir wissen, dass es in Deutschland nicht so viele Kinder gibt und deswegen die Alterssicherung nicht gewährleistet sein kann. Deshalb ist es schon zum zweiten Mal nicht zu verstehen, warum jetzt Schulden gemacht werden. Die zukünftige Generation muss dann nicht nur die Renten tragen, sondern auch die Schulden. Es ist unverantwortlich, ihnen noch mehr Lasten aufzubürden.“

Die Gesellschaft müsse verstehen, dass man nicht immer das Schönste und Beste braucht. Man soll sich mit den bescheideneren Dingen im Leben zufrieden geben, so Bruder Paulus Terwitte. Augenmaß sei jetzt gefragt, das müssten vor allem die Manager in den Chefetagen der Unternehmen verstehen.

„Die Verantwortung tragen natürlich Unternehmer in unserer Gesellschaft, aber nicht die Mittelschicht, sondern Unternehmer, die in größenwahnsinniger Weise sich Zukäufe geleistet haben, die Gelder gehortet und sie nicht mit den Arbeitnehmern geteilt haben, die nur für sich im Blick hatten das Kapital zu erhöhen und damit auch gefährliche Kapitalformen in ihr Unternehmen hineingeholt haben, sodass sie jetzt am Ende sind. Ich glaube, dass sie dafür verantwortlich sind und deswegen jetzt auch die Konsequenz ziehen müssen insolvent zu werden, sich aufzulösen und ihre Dienste einzustellen, damit wieder für neue Ideen platz wird.“

Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es Milliarden Menschen gibt, denen es bei weitem schlechter geht als uns. Deutschland hat sich zu den Millenniumszielen bekannt, die Armut in der Welt entschieden zu bekämpfen. Vielmehr sollte man auch darauf den Blick lenken.
Bruder Terwitte:

„Das heißt, dass wir mithelfen wollen die armen Länder schuldenfrei zu machen. Wir wollen mithelfen, dass in dieser Welt die Armut abnimmt. Wir sehen aber auch in Deutschland, dass die Armut in unserem Land wächst. Ich finde, es gibt ein Klima der Sorge um sich selbst und zu wenig den Blick für jene, denen es noch tausendmal schlechter geht als uns. Bevor wir von internationaler Abhängigkeit reden, die uns in einen Strudel hinabzieht, sollten wir lieber davon sprechen, dass wir internationale Verpflichtungen haben, die uns dann noch aufgegeben sind, wenn es uns nur ein wenig schlechter geht. Dann haben wir noch immer die Pflicht jenen zu helfen, denen es noch schlechter geht.“

(domradio 25.06.2009 ske)







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