Papst bei P. Pio: "Leid bleibt der Vernunft unzugänglich"
Mit einem Besuch
in der von Pater Pio gegründeten Klinik und einer Begegnung mit Priestern und Jugendlichen
hat Papst Benedikt XVI. am Sonntagabend seinen eintägigen Besuch in San Giovanni Rotondo
beendet. Anlass der Reise war eine Pilgerfahrt zum Grab des Heiligen Pater Pio von
Pietrelcina. Im Krankenhaus „Casa Sollievo della Sofferenza“ („Haus der Linderung
des Leides“) rief der Papst Ärzte und Pflegepersonal zu einem hingebungsvollen Dienst
aus dem Geist der Liebe auf. Krankheit und Leid, so Benedikt, werfen viele Fragen
auf.
„Warum leiden wir? Kann man das Leid für eine positive Erfahrung halten?
Existenzielle Fragen, die meistens auf der menschlichen Ebene ohne Antwort bleiben,
weil das Leid für die Vernunft ein unergründliches Rätsel bleibt. Auch wenn man alles
tun muss, um das Leiden zu überwinden, ist es uns nicht möglich, es aus unserer Welt
auszumerzen, weil niemand von uns dazu in der Lage ist, die Macht des Bösen auszulöschen:
Das kann nur Gott.“
Tausende Jugendliche begrüßten den Papst herzlich, als
er sich am Abend mit ihnen in der großen Pilgerkirche traf, die dem Heiligen Pater
Pio geweiht ist. Bei dieser Begegnung waren auch Priester und Ordensleute vertreten.
Die Priester rief der Papst – unter Hinweis auf das eben begonnene Jahr des Priesters
- zur Wiederbelebung des Bußsakraments auf. Sie dürften nicht resignieren, wenn sie
die Beichtstühle verlassen vorfinden, und sich auch nicht darauf beschränken, die
Abneigung der Gläubigen gegenüber der Beichte festzustellen, sagte er.
Die
Jugendlichen ermunterte der Papst, trotz aller Schwierigkeiten nicht den Mut zu verlieren.
Dabei nannte er besonders die Arbeitslosigkeit, die „in dramatischer Weise“ viele
junge Menschen in Süditalien betreffe.
Nach diesen Treffen stieg der Papst
hinab zur Unterkirche des 2004 eröffneten, geräumigen Gotteshauses. Dort segnete er
die neuen Mosaiken des Jesuitenpaters Marko Ivan Rupnik. „Sie sind nicht nur von außergewöhnlicher
Schönheit, sondern erteilen auch eine vortreffliche theologische Lektion“, würdigte
der Papst die Arbeit des anwesenden Künstlers. Die 54 Mosaiken zeigen Szenen aus dem
Leben Franz von Assisis und Pater Pios. Sie bedecken eine Fläche von 2.000 Quadratmetern;
das Blattgold, das dafür Verwendung fand, stammt aus Votivgaben von Gläubigen aus
aller Welt für Pater Pio.
Eine Plakette aus Mosaik weist die Unterkirche als
Ort der letzten Ruhe für den Heiligen aus. Ob seine sterblichen Überreste von der
Krypta der kleinen Kapuzinerkirche „Santa Maria delle Grazie“ hierher überführt werden,
ist allerdings noch nicht entschieden und überdies sehr umstritten. Pater Pio wollte
in der Kapuzinerkirche begraben werden. Die vatikanische Heiligsprechungskongregation
und der noch zu ernennende neue Bischof von Manfredonia müssen die Frage entscheiden.