Österreich: Pfarrer Friedl kehrt zum Zölibat zurück
Der oberösterreichische
Pfarrer Josef Friedl, dessen Beziehung mit einer Frau eine heftige Debatte über den
Pflichtzölibat ausgelöst hatte, kehrt zur priesterlichen Lebensform zurück. Das hat
der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz bekannt gegeben. Schwarz ist am Mittwoch
aus Rom zurück gekehrt, wo er gemeinsam mit den Spitzen der österreichischen Bischofskonferenz
zu Sondergesprächen mit Papst und Kurie über die Lage der Kirche in der Alpenrepublik
geladen war.
„Der Fall Friedl wurde besprochen, selbstverständlich. Ich
kann Ihnen aber hier mitteilen, dass es schon vor unseresr Romreise eine sehr positive
Wendung gegeben hat. Pfarrer Friedl und ich sond ja fünf oder sechsmal in den Monaten
April und Mai zusammengekommen, wir haben miteinander über die Sachlage gesprochen,
wir haben auch miteinander gebetet. Schließlich hat mir Pfarrer Friedl eine schriftliche
Erklärung gegeben, die ich auch nach Rom mitnehmen sollte und die der Papst und die
Kardinäle zur Kenntnis genommen haben, dass er einen Neuanfang setzen möchte, wieder
die zölibatäre Lebensform zu leben, wozu er sich schon vor der Priesterweihe vor dem
Bischof und vor Gott verpflichtet hat. Die Kirche, liebe Freunde, ist wesentlich Umkehr
– das ist der Grundruf Jesu Christi!“
Die Diözese Linz von Bischof Schwarz
gilt als schwierig, weil sich konservative und reformorientierte katholische Kräfte
seit langem unversöhnlich gegenüber stehen. Zuletzt sorgte die missglückte Einsetzung
von Pfarrer Gerhard Wagner als Linzer Weihbischof für Unruhe. Die Berufung des als
konservativ geltenden Priesters Anfang Februar entfachte Proteste bei einem Teil der
Gläubigen, weshalb Wagner den Papst um die Rücknahme seiner Ernennung bat. Der unmittelbar
darauf folgende „Fall Friedl“ wiederum, ebenfalls in der Diözese Linz, erzürnte das
konservative Lager. Bischof Schwarz bemüht sich in dieser Lage um eine Beruhigung
der Gemüter:
„Ich habe mit den Vertretern der Konservativen gesprochen,
und die waren alle bereit, diese Schritte der Versöhnung zu tun, die wir seit März
tun. Dfas waren wertvolle Begegnungen, wo wir für die Einheit, für das Miteinander
in usnerer Diözese gebetet haben, damit diese Polarisierungen schwinden in einen liken
Flügel, wo immer von einem „Linzer Weg“ die Rede ist, und der rechte Flügel – diese
Polarisierungen gehen nicht, wir sind ja eins. Paulus sagt schon, wir alle, die wir
in deR Eucharistie am einen Leib Christi anteil haben, wir müssen untereinander eins
sein, sonst dürfen wir gar nicht zur Kommunion gehen, wenn ich in Konflikt mit meinem
Bruder oder mit meiner Schwester lebe, in derselben Diözese, in der selben Pfarre,
in der selben Gemeinschaft.“
Er habe in Rom bei den Konsultationen mit
Papst Benedikt und den Leitern der verschiedenen Kurien „so manches über die Diözese
Linz richtig stellen können“, vieles werde im Vatikan aber ohnehin auch sehr klar
gesehen. In besonderer Weise hob der Linzer Bischof auch hervor, dass sich Papst Benedikt
XVI. so viel Zeit genommen habe, und immer wieder bei den Unterredungen mit dabei
gewesen war. Bischof Schwarz wertete dies als als wertvolles Zeichen der Verbundenheit
des Papstes mit Österreich.
Im Rahmen der Gespräche im Vatikan seien sowohl
die Situation des Klerus wie auch der Laien beleuchtet worden, so Bischof Schwarz
weiter. Er hob hervor, dass gerade die Diözese Linz sehr viel für die Ausbildung der
Laienmitarbeiter in der Seelsorge geleistet habe. Die Kurie habe das entsprechend
gewürdigt. Die Arbeit der Laien, sowohl der hauptamtlichen wie auch der vielen ehrenamtlichen,
sei ein „großer Segen“, so Schwarz. Zugleich erinnerte er an die kirchlichen Grundprinzipien,
dass die Leitung einer Pfarre, die Spendung der Sakramente und die Verkündigung in
der Predigt an das Weiheamt gebunden sei. Deshalb könne der Bischof auch keinen Laien
zur vollen Leitung einer Pfarre ermächtigen.
Auf Anfrage sagte Schwarz, dass
er in der „Causa Wagner“ zwar Verständnis für die Sorgen der Dechanten der Diözese
Linz habe, die in einer Abstimmung dem designierten Linzer Weihbischof Wagner das
Misstrauen ausgesprochen hatten. Die Vorgangsweise der Dechanten könne er aber nicht
billigen, so der Bischof, zumal dabei auch kirchliche Vorschriften nicht eingehalten
wurden.
Erfreut zeigte sich der Linzer Bischof über zahlreiche „Aufbrüche“
unter der Jugend in der Diözese Linz. Schwarz verwies u.a. auf zahlreiche Gebetsgruppen,
die sich in jüngster Zeit gebildet hätten. Diese würden in Linz stärker wachsen als
in anderen Diözesen. Der Bischof zeigte sich zuversichtlich, dass aus diesen Gruppen
auch neue geistliche Berufungen hervorgehen werden, „denn diese haben wir bitternötig“.