2009-06-18 12:07:45

Papst an Priester: „Wir müssen uns völlig mit unserer Aufgabe identifizieren“


RealAudioMP3 Benedikt XVI. hat einen Brief an die Priester in aller Welt geschrieben. Anlass ist das „Jahr der Priester“, das er an diesem Freitag feierlich eröffnen wird. In dem Brief, der am Donnerstag vom Vatikan veröffentlicht wurde, stellt der Papst seinen Mitbrüdern im Priesteramt eindringlich das Beispiel des heiligen Pfarrers von Ars vor Augen, der im August vor 150 Jahren starb. Priester seien ein „unermessliches Geschenk“ – „nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Menschheit überhaupt“. Sie sollten sich „völlig“ mit ihrer Aufgabe identifizieren, rät der Papst. Er ermuntert die Priester zur Zusammenarbeit mit den Laien und zu einer Wiederbelebung des Beichtsakraments.

Hier sind die Kernsätze aus dem Brief Benedikts XVI.`.

„Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst! „Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu“, pflegte der heilige Pfarrer von Ars zu sagen. Wie könnte man die vielen Priester vergessen, die in ihrer Würde verletzt, in ihrer Sendung behindert, manchmal sogar bis hin zum extremen Zeugnis der Hingabe des eigenen Lebens verfolgt werden?

Leider gibt es auch Situationen, die nie genug beklagt werden können, in denen es die Kirche selber ist, die leidet, und zwar wegen der Untreue einiger ihrer Diener. Die Welt findet dann darin Grund zu Anstoß und Ablehnung. Was in solchen Fällen der Kirche am hilfreichsten sein kann, ist weniger die eigensinnige Aufdeckung der Schwächen ihrer Diener, als vielmehr das erneute und frohe Bewußtsein der Größe des Geschenkes Gottes, das in leuchtender Weise Gestalt angenommen hat in großherzigen Hirten, in erleuchteten und geduldigen geistlichen Führern.

Was wir als erstes lernen müssen, ist die völlige Identifizierung mit der eigenen Aufgabe. In Jesus fallen Person und Sendung im Grunde zusammen: Sein gesamtes Heilshandeln war und ist Ausdruck seines „Sohn-Ich“, das von Ewigkeit her vor dem Vater steht in einer Haltung liebevoller Unterwerfung unter dessen Willen. In bescheidener und doch wahrer Analogie muß auch der Priester diese Identifizierung anstreben.

(Ich möchte) das Feld der Zusammenarbeit betonen, das immer mehr auf die gläubigen Laien auszudehnen ist. Priester sollen (so mahnt das Konzil) „gern auf die Laien hören, ihre Wünsche brüderlich erwägen und ihre Erfahrung und Zuständigkeit in den verschiedenen Bereichen des menschlichen Wirkens anerkennen, damit sie gemeinsam mit ihnen die Zeichen der Zeit erkennen können.“

Die Priester dürften niemals resignieren, wenn sie ihre Beichtstühle verlassen sehen, noch sich darauf beschränken, die Abneigung der Gläubigen gegenüber diesem Sakrament festzustellen. Zur Zeit des heiligen Pfarrers war in Frankreich die Beichte weder einfacher noch häufiger als in unseren Tagen, da der eisige Sturm der Revolution die religiöse Praxis auf lange Zeit erstickt hatte. Doch er versuchte auf alle Arten, die Mitglieder seiner Pfarrei die Bedeutung und die Schönheit der sakramentalen Buße neu entdecken zu lassen, indem er sie als eine mit der eucharistischen Gegenwart innerlich verbundene Notwendigkeit darstellte. Auf diese Weise verstand er, einen Kreislauf der Tugend in Gang zu setzen.

Damit in uns nicht eine existenzielle Leere entsteht und die Wirksamkeit unseres Dienstes nicht gefährdet wird, müssen wir uns immer neu fragen: Sind wir wirklich durchtränkt vom Wort Gottes? Ist es wirklich die Nahrung, von der wir leben, mehr als vom Brot und von den Dingen dieser Welt? Kennen wir es wirklich? Lieben wir es? Gehen wir innerlich damit um, so daß es wirklich unser Leben prägt, unser Denken formt? Wie Jesus die Zwölf rief, damit sie bei ihm sein sollten (vgl. Mk 3, 14), und sie erst danach zum Predigen aussandte, so sind auch in unseren Tagen die Priester berufen, jenen „neuen Lebensstil“ anzunehmen, den Jesus, der Herr, eingeführt hat und den die Apostel sich zu eigen gemacht haben.

(Ich möchte) die Priester in diesem ihnen gewidmeten Jahr ganz besonders dazu aufrufen, den neuen Frühling zu nutzen, den der Geist in unseren Tagen in der Kirche hervorbringt, nicht zuletzt durch die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften.

Es ist nötig, daß die Gemeinschaft der Priester untereinander und mit ihrem Bischof sich in den verschiedenen konkreten Formen einer effektiven und affektiven priesterlichen Brüderlichkeit verwirklicht. Nur so können die Priester die Gabe des Zölibats vollends leben und sind fähig, christliche Gemeinschaften aufblühen zu lassen, in denen sich die Wunder der ersten Verkündigung des Evangeliums wiederholen.

Liebe Priester, Christus rechnet mit euch. Nach dem Beispiel des heiligen Pfarrers von Ars laßt euch von ihm vereinnahmen, dann seid in der Welt von heute auch ihr Boten der Hoffnung, der Versöhnung und des Friedens!“

(rv 18.06.2009 sk)








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