Die Europäische Union
und Hilfsorganisationen drängen Israel zu weiteren Handlungen im Nahost-Friedensprozess.
Das Bekenntnis von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem palästinensischen
Staat sei „ein erster, wichtiger Schritt“. Das gaben am Montag die EU-Außenminister
bei einem Treffen in Luxemburg bekannt. Netanjahu hatte sich am Sonntagabend erstmals
für die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates ausgesprochen, allerdings
müsse dieser entmilitarisiert sein. Für die Sprecherin der Nahostkommission der
katholischen Friedensbewegung Pax Christi, Wiltrud Rösch-Metzler, ist Netanjahus Rede
enttäuschend. Gegenüber Radio Vatikan sagt sie:
„Ich denke, dass Netanjahu
unter Druck geraten ist. Er musste nun antworten. Denn auch die Amerikaner dulden
es nicht mehr, dass er nicht von einem Palästinenser Staat spricht. Jetzt hat Netanjahu
aber genau das getan, was eben befürchtet wurde. Er hat diesen Palästinenser Staat
nicht in den Grenzen von den besetzten Gebieten definiert. Er legt sich von den Grenzen
her nicht fest. Netanjahu sagt, dass man die Grenzziehung erst ganz am Schluss machen
sollte in einem solchen Friedensprozess. Doch der Rückzug aus dem besetzten Gebieten
muss am Anfang eines solchen Prozesses stehen.“
Vor allem kritisiert Rösch-Metzler
von Pax Christi, dass der israelische Regierungschef keine Zukunftsstrategien vorstellte.
„Er
legt so stark Wert darauf, den Staat Israel als jüdischen Staat anzuerkennen. Dass
er das nochmals von den Palästinensern fordert, ist obsolet. Denn es hat Anfang der
90er Jahre bereits eine Anerkennung von Seiten der PLO bei dem Osloer Prozess gegeben.
Wie oft sollen sie denn Israel noch anerkennen? Was ein solcher Schritt für eine neue
Qualität bringen soll, ist fraglich. Das zeigt uns, dass es Netanjahu wichtig ist,
nochmals fünf Schritte rückwärts zu gehen statt einen nach vorne.“
Es sei
„besorgniserregend“, dass Netanjahu ein ungeteiltes Jerusalem als Hauptstadt Israels
zur Vorbedingung für weitere Verhandlungen erklärt habe. Wiltrud Rösch-Metzler:
„Nach
dieser Rede sieht es nicht gut aus für die Zukunft. Es kann nicht einen Palästinenser
Staat ergeben ohne Anerkennung. Die Worte Netanjahus sind zwar schön, aber dadurch,
dass er die Grenzen nicht definiert, muss man davon ausgehen, dass es bei den Enklaven
bleibt und die palästinensische Gesellschaft weiterhin ausgeschlossen wird. Vielleicht
gelingt es US-Präsident Barack Obama die europäischen Staaten zu einer Position zu
bringen, damit ein Palästinenser Staat mit einer klar definierten Grenze errichtet
werden kann.“
Drei israelische Menschenrechtsorganisationen riefen derweil
die EU auf, eine Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen an konkrete Bedingungen
zu knüpfen. Nur bei einem Stopp des Siedlungsbaus und einer Öffnung der Grenzen zum
Gazastreifen dürfe sich die EU auf Israel zugehen, heißt es in der Erklärung der Organisationen
B'Tselem, HaMoked und Physicians for Human Rights.