2009-06-13 10:42:21

Erzbischof Tutu: „Versöhungsprozess in Südafrika braucht Zeit“


RealAudioMP3 Der Versöhnungsprozess zwischen Schwarzen und Weißen in Südafrika wird noch viel Zeit brauchen. Das sagte der südafrikanische anglikanische Alterzbischof und Friedensnobelpreisträger, Desmond Tutu, am Freitag in einem Gespräch mit „Kathpress“. Durch die Apartheid seien die Menschen in Südafrika mehr als 300 Jahre lang getrennt worden. Zu glauben, dass es schon nach so kurzer Zeit eine vollständige Versöhnung geben könne, sei unrealistisch, so Tutu.

„Versöhnung ist nicht einfach eine einzelne Handlung oder ein einmaliges Ereignis, sie ist ein Prozess. Gemessen an der Ausgangslage ist es aber erstaunlich, welche Stabilität und Fortschritte wir inzwischen erreicht haben.“

Seinen persönlichen Einsatz für die Menschen bezeichnete Tutu als Konsequenz seines Christseins. Jeder sollte mit seinen Möglichkeiten gegen Ungerechtigkeit auftreten, appellierte der anglikanische Alterzbischof.

„Eine Person ist nur Person durch die Beziehung zu Anderen. In der Isolation kann man nicht menschlich sein. Man lernt das Menschsein von anderen Menschen. Das hat auch Martin Luther King gemeint als er sagte: „Wenn wir nicht lernen als Schwestern und Brüder zu leben, dann werden wir gemeinsam als Dummköpfe sterben.“

Es freue ihn zu sehen, dass schwarze und weiße Kinder in dieselben Schulen gehen oder es gemischte Ehepaare gibt. Das sei vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen, erinnert Tutu:

„Schwarze und Weiße, die zusammen in denselben Vororten leben. Das hätte es damals nicht gegeben. Als ich Erzbischof von Kapstadt wurde, war es eine Straftat, dass ich in meiner offiziellen Residenz gewohnt habe, weil diese in einem ‚weißen‘ Gebiet lag. Ich hatte der Regierung damals gesagt: ‚Ich bin der Erzbischof, das ist die Residenz, wo ich wohnen werde und ich werde nicht um Eure Erlaubnis fragen‘.“

Erzbischof Tutu hält sich derzeit im Rahmen einer Europareise in Österreich auf. Am Freitag wurde er von der Universität Wien für seine international beachteten Leistungen um die Entwicklung der Befreiungstheologie mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet.

Desmond Tutu wurde 1931 in Südafrika geboren. Er wuchs in Johannesburg auf und wurde Lehrer. Als das Apartheid-Regime das Unterrichtssystem immer mehr seiner Ideologie untertan machte, gab er den Lehrberuf auf und wurde 1961 anglikanischer Priester. 1976 wurde Desmond Tutu Bischof von Lesotho, 1978 Generalsekretär des ‚South African Council of Churches‘. Für sein Engagement gegen die Apartheid erhielt er 1984 den Friedensnobelpreis verliehen. 1985 wurde er Bischof von Johannesburg und 1986 Erzbischof von Kapstadt. Seit 1996 ist er emeritiert. Aktuell kämpft Desmond Tutu vor allem gegen die Ausbreitung von AIDS in Südafrika.

(kap 12.06.2009 ad)







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