Ein neuer Verhaltenskodex,
neue Regeln für den Weltmarkt und neue Wertmaßstäbe: Diesen Maßnahmenkatalog zu Wegen
aus der Wirtschafts- und Finanzkrise hat der Vatikanvertreter bei der UNO in Genf
rund 4.000 Vertretern nationaler Regierungen und Delegierten von Unternehmen wie Gewerkschaften
vorgelegt. Erzbischof Silvano Tomasi sprach bei der jährlichen Konferenz der Internationalen
Arbeitsorganisation. Die derzeitige Krise sei nicht nur durch „eine Art Fehler im
Getriebe“ entstanden, so der Vatikanmann einmal mehr, vielmehr seien fehlende Werte
die Wurzel des Übels: „Gier und Habsucht einiger Manager, die eine Wirtschaft
aufgebaut haben, die nicht auf realer Produktivität beruhte, sondern auf einer Art
digitaler Wirtschaft, die Geld anhäufte, aber keinen sozialen oder materiellen Dienst
erwies, wie es den Bedürfnissen der Menschen und des Gemeinwohls entsprochen hätte!
Jetzt braucht es Solidarität. Sie ist ein wichtiges Mittel, Wege aus der Krise zu
finden. Beschäftigung und Arbeitsplätze müssen erhalten werden. Das ist nicht möglich,
wenn nur den großen Banken und großen Firmen geholfen wird. Unterstützung brauchen
auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen, wo sowohl in den Industrie- als
auch in den unterentwickelten Ländern die große Mehrheit der Menschen beschäftigt
ist.“ Angesichts wachsender Arbeitslosigkeit mahnt Tomasi, der Arbeit den ihr
gehörigen Wert beizumessen - nicht mehr: „Arbeit hat einen Wert, weil sie das
Produkt einer Person ist, die schöpferische Kreativität hat und deren großes oder
kleines Talent in den Dienst des Gemeinwohls gestellt wurde. Nicht das Produkt, so
notwendig es ist, macht diese Person wichtig, sondern ihre Würde - ob sie nun Arbeit
hat oder nicht. Es ist gut, das in Erinnerung zu rufen - angesichts des Risikos, dass
bis zu 50 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz schon verloren haben oder ihn noch
verlieren, bevor diese Krise gelöst ist.“ Beim Versuch, neue Arbeitsplätze
zu schaffen, sollten die Verantwortlichen gerade auf junge Menschen setzen, so Tomasi
weiter. Nur durch den Erhalt von Beschäftigung und der Würde der Menschen könne der
soziale Frieden gewahrt bleiben. (rv 12.06.2009 bp)