2009-06-12 14:52:34

Vatikan: Für eine gemeinsame Weltethik


RealAudioMP3 Der Vatikan setzt sich für weltweite gemeinsame ethische Prinzipien ein. „Auf der Suche nach einer universalen Ethik: ein neuer Blick auf das Naturrecht“ ist ein an diesem Freitag veröffentlichtes Dokument der Internationalen Theologenkommission überschrieben. Bislang liegt es in italienischer und französischer Sprache vor. Alle, die in ethischen Fragen engagiert seien, sollten sich demnach gemeinsam mit Juristen und Politikern neu auf die Lehre des Naturrechts besinnen.
Das Naturrecht gehe davon aus, dass Personen und Gemeinschaften im Licht der Vernunft dazu fähig sind, grundlegende Richtlinien für moralisches Handeln zu erkennen, so die Theologenkommission. Daraus abgeleitete Ge- und Verbote sollten in ethischer, juristischer und politischer Hinsicht das Leben der Menschen und der Gesellschaften bestimmen. Sie seien eine „dauerhafte kritische Instanz“ und garantierten die Menschenwürde gegen aufkommende Ideologien.
Die Suche nach gemeinsamen ethischen Werten sei von neuer Aktualität, heißt es in der Einleitung zu insgesamt 116 Unterpunkten. Alle Maßnahmen für Gemeinwohl und Menschenwürde könnten mit einem wirksamen ethischen Grundkonsens gelingen. In der globalisierten Welt hätten die Probleme der Menschen stets internationales Ausmaß. Das führe zu einer weltweiten Verantwortung. Klimawandel, Terrorismus, organisierte Kriminalität und Gentechnologie forderten „dringend universale ethische und politische Überlegungen“.
In fünf Kapiteln behandeln die vom Papst berufenen Theologen unter Leitung des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal William Joseph Levada, Übereinstimmungen zwischen christlicher Morallehre und Naturrecht, soziokulturelle Beziehungen, die Grundlagen des Naturrechts und die Möglichkeiten, moralische Normen festzusetzen, sowie die ordnende Kraft der Gebote des Naturrechts in der Politik. Christus wird abschließend als „Vollendung des Naturrechts“ dargestellt. In Christus erlange es „seinen vollen Sinn innerhalb der Heilsgeschichte“. Keinesfalls beanspruche das Christentum jedoch ein Monopol in Fragen des Naturrechts, wehrt die Kommission ab. Auf der Basis der allen Menschen gemeinsamen Vernunft sei es vielmehr die Grundlage zur Zusammenarbeit „aller Menschen guten Willens, über ihre religiösen Überzeugungen hinweg“.
Die Universale Erklärung der Menschenrechte würdigen die Theologen als einen „der schönsten Erfolge der modernen Geschichte“. Doch losgelöst von grundlegenden moralischen Sinn, der Einzelinteressen übersteigt, stärkten juridische Reglementierungen letztlich nur die Interessen der Stärkeren. Das Dokument geht auf die antike griechisch-römische Kultur ein, zitiert die Heiligen Schriften der Weltreligionen sowie Philosophen und Kirchenväter. Neben Aussagen Benedikts XVI. oder Paul VI. finden sich Worte von Romano Guardini und Thomas Hobbes, von Augustinus und Thomas von Aquin, Bibelverse und Koransuren, Kapitel aus Seneca und Cicero.


(rv 12.06.2009 bp)








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