Zu umfassenden Recherchearbeiten über Pius XII. hat Kardinalstaatssekretär Tarcisio
Bertone aufgerufen. Nur strenges Dokumentenstudium könne das wahre Gesicht des Pacelli-Papstes
enthüllen. Der zweite Mann im Vatikan appellierte an die Forschung, das bereits freigegebene
Archivmaterial aus seiner Zeit als Nuntius in München und Berlin sowie als Kardinalstaatssekretär
zu untersuchen. Alle Stellen, die über weitere Dokumente und Akten verfügten, sollten
dieses Material den Wissenschaftlern baldmöglichst zur Verfügung stellen. Der Vatikan
habe bereits die Archive für den Zeitraum 1930 bis 1939 geöffnet, unterstrich Bertone.
Eugenio Pacelli sei ja 1930 von Papst Pius XI. zum Kardinalstaatssekretär ernannt
worden - damit sei für die Forschung reichhaltiges Material aus neun Jahren an der
Seite eines Papstes zugänglich, der als „großer Papst“ gegen Nazismus und Faschismus
gilt. Nach Aussagen Bertones hat bislang jedoch noch kein Historiker von jüdischer
Seite diese Archive konsultiert. - Bei einer Buchvorstellung in Rom bestätigte Bertone
auch, dass der Vatikan die Öffnung seiner Archive für die Kriegsjahre 1939 bis 1945
vorbereite. Doch das brauche „viel Zeit“. Der vom Chefredakteur der Vatikanzeitung
„L’Osservatore Romano“ auf Italienisch herausgegebene Sammelband „Zur Verteidigung
von Pius XII.“ enthält im wesentlichen Artikel der Vatikanzeitung zu diesem Thema.
Giovanni Maria Vian will damit einen „Beitrag zur geschichtlichen Wahrheit über Pius
XII.“ leisten, schreibt er im Vorwort. Die „schwarze Legende über Pius XII.“ erschwere
noch immer eine sachliche historische Debatte. Das Buch enthält unter anderem Texte
von Kardinalsstaatssekretär Tarcisio Bertone und der Vatikanerzbischöfe Rino Fisichella
und Gianfranco Ravasi sowie einen Beitrag des Historikers und Sant’Egidio-Gründers
Andrea Riccardi. Außerdem hat Vian Artikel aus dem Osservatore Romano und eine Betrachtung
von Benedikt XVI ausgewählt. (rv 12.06.2009 bp)