2009-06-12 12:51:02

D: Piusbrüder provozieren - Bischöfe fordern Durchgreifen des Vatikans


Neuer Ärger mit den Piusbrüdern. Nach einer unerlaubten Priesterweihe Anfang Mai in Frankreich durch Bernard Fellay – einen der vier Bischöfe, deren Exkommunikation der Papst im Februar aufgehoben hatte – hat die Bruderschaft St. Pius X. am vergangenen Sonntag in Fulda eine Kapelle geweiht. Für Ende Juni hat sie Priesterweihen im Bistum Regensburg angekündigt. Das geht den deutschen Bischöfen zu weit: Einen „Affront gegen die Einheit der Kirche“ nannte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, das Verhalten der Bruderschaft. Zollitsch wünscht sich, dass der Vatikan auf diese Provokation klar antworte. Die Debatte habe innerhalb der katholischen Kirche und darüber hinaus viele Menschen verunsichert.
Weitere Hintergründe zum neuen Pius-Debakel von Gudrun Sailer:

Solange nicht klar ist, ob die Piusbruderschaft zu allen Teilen des kirchlichen Lehramtes steht, ist es für sie „nicht gut, Priester zu weihen“. Das sagte im Gespräch mit dem Kölner domradio der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Er war Festprediger beim Fuldaer Bonifatiusfest am vergangenen Sonntag – am selben Tag weihte die vom Vatikan nicht voll anerkannte Priesterbruderschaft eine Kapelle in unmittelbarer Nachbarschaft. Bode bewertet das Verhalten der traditionalistischen Gruppe als „ziemlich provokativ“:

„Es geht ja erstmal darum, dass - nachdem der Papst die Hände weit ausgebreitet hat - auch geklärt werden muss, wie denn wirklich die Versöhnung zustande zu bringen ist. Und ob wirklich die Piusbrüder zum Konzil - zu allen Teilen des Konzils - stehen. Solange das nicht geklärt ist, ist es nicht gut, Priester zu weihen. Diese Kapelleneinweihung ist keine riesige Geschichte - aber sie war nun genau zum gleichen Zeitpunkt wie das Bonifatiusfest in Fulda. Einen Steinwurf weit vom Dom entfernt. Ich weiß nicht, ob es nicht doch eine bewusste Geschichte gewesen ist... Und das, meine ich, sollte man vermeiden, wenn man auf der einen Seite Versöhnung sucht - und auf der anderen doch solche provokanten Akte aufeinander setzt.“ 
Die Piusbruderschaft plant, Ende Juni 21 Männer zu Priestern zu weihen, drei davon in Zaitzkofen in der Nähe von Regensburg. Eine Genehmigung des Vatikans dazu liegt nicht vor. Bischof Bode wünscht sich eine grundsätzliche Erklärung des Heiligen Stuhles:

„Ich hoffe, dass einige Dinge geklärt werden, wie es auch kirchenrechtlich darum geht, wenn nun die Priesterweihen stattfinden. Was bedeutet das für eine Wieder-Exkommunikation? Oder auch die weitere inhaltliche Gestaltung der Gespräche? Denn ich habe den Eindruck, dass erstmal die Hand ausgestreckt ist - und damit ist sicherlich ein großes Entgegenkommen verbunden. Jetzt muss in die Einzelheiten eingestiegen werden. Es ist ein großer Vorteil, dass das nun bei der Glaubenskongregation liegt, und soweit ich die wichtigsten Vertreter dort kenne, wird das auch einen guten Weg nehmen.“ 
Auf klare Worte aus dem Vatikan hofft auch der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. Gegenüber Radio Vatikan bestätigte er, er habe den Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset per Brief ausführlich über das Vorgehen der Bruderschaft und deren „Bruch des Kirchenrechts“ informiert. Statt die Versöhnungsgeste des Papstes anzunehmen, hielte die Bruderschaft weiter an ihrer Grundsatzkritik am Zweiten Vatikanum fest:

„Das ist bei der Predigt am letzten Sonntag zu hören gewesen. So hat Pater Franz Schmidberger – wie man mir referiert hat – gesagt, dass die katholische Kirche, also unsere Kirche, sich zu ihm bekehren müsse. Das ist für mich der Gipfel der Arroganz und Ignoranz. Es zeigt auch, dass sie im Konkreten nicht demütig sind oder einen Weg der Aufarbeitung gehen.“

Wie die Bruderschaft erklärte, war der Pius-Obere vergangenen Freitag zu Gesprächen in der römischen Glaubenskongregation. Der Vatikan äußerte sich bislang weder zum Besuch noch zum Inhalt der Unterredungen. Nach Informationen der Katholischen Nachrichtenagentur soll die Initiative von Fellay ausgegangen sein. Es habe sich um eine Art Höflichkeitsbesuch gehandelt - vor dem Hintergrund, dass die Verhandlungen mit der von Rom getrennten Bruderschaft künftig bei der Glaubenskongregation angesiedelt sein sollen. Bislang war das Referat „Ecclesia Dei“ zuständig.

(rv/dr 12.06.2009 gs/bp/mg/ad)







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