Respektlos, intolerant und käuflich. So beschreiben die Deutschen den Journalismus.
Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die vom katholischen Institut zur Förderung
publizistischen Nachwuchses (ifp) in Auftrag gegeben wurde. Nur ein Drittel der Befragten
sagen, dass sie Journalisten vertrauen. Damit liegen sie sogar hinter Meinungsforschern.
Über die Studie, die von der Technischen Universität Dresden durchgeführt wurde, berichtet
Stefan Kendzorra:
Journalisten setzen zu stark ihre eigenen Bedürfnisse durch.
Ihre Macht und ihr Einfluss in der Gesellschaft sind zu groß. Das ist die mehrheitliche
Meinung der Deutschen über den Journalismus, so der Leiter der Studie, Professor Wolfgang
Donsbach von der TU Dresden. Die Untersuchung zeigt, nicht nur die Politikverdrossenheit
der Deutschen steigt, sondern auch die Journalismusverdrossenheit.
„Der
politische oder der mächtige Journalist; Die Journalisten sind den Deutschen zu mächtig.
Es gibt eine Mehrheit, die glaubt, dass Journalisten mächtiger sind als Politiker.
Wenn man nachfragt, ob sie das für gut oder schlecht halten, ist es ganz eindeutig:
Acht von zehn sagen, es ist nicht gut, dass das so ist. Die Deutschen glauben demnach,
dass sie von diesem Beruf in vielem zu stark gelenkt werden, in dem, was sie tun und
was sie denken. Für die Deutschen gibt es deshalb nur noch bedingt unabhängigen
Journalismus. Eine deutliche Mehrheit der Befragten glaubt, dass bezahlte Recherchen
häufig vorkommen und die Interessen von Anzeigenkunden berücksichtigt werden. Dies
bedeute einen starken Vertrauensverlust in diese Berufsgruppe, so Donsbach.
„Sie
haben ein wenig den Glauben daran verloren, dass Inhalte deshalb zustande kommen,
weil sie berichtenswert sind und deshalb von den Profis ausgewählt werden. Sie glauben
stattdessen, dass Inhalte transportiert werden, weil jemand dafür bezahlt hat, damit
das Unternehmen einen wirtschaftlichen Erfolg hat.“ Auch ethische Prinzipien
würden ständig verletzt. Für die Teilnehmer der Studie wiegen Respekt und Pietät schwerer
als das öffentliche Interesse. Sie wollen zum Beispiel keine Kriegsopfer im Fernsehen
anschauen.
„Die Deutschen glauben, dass die Journalisten sehr häufig ethische
Grundsätze verletzen, sie zu wenig pietätvoll sind. Wir haben das auch versucht mit
konkreten Fällen zu hinterfragen. Wir haben Fälle vorgegeben, z.B. Bilder von getöteten
Soldaten oder Bilder, die den Persönlichkeitsschutz verletzen. Immer wieder war das
Ergebnis, dass die Deutschen sehr eindeutig sind, was man tun sollte als Journalist.
Genauso eindeutig war das Ergebnis auf die Frage, was sie glauben, wie sich die meisten
Journalisten stattdessen verhalten. Da ist eine erhebliche Diskrepanz. Auch
werde immer häufiger über unwichtige Themen berichtet, richtige Nachrichten kämen
dabei viel zu kurz, meint ein Großteil der Bevölkerung.
„Der in allen Medien
sich ausbreitende Boulevardisierungstrend hat dazu geführt, dass man
die Nachricht nicht mehr als sehr seriös empfindet, wie man das früher getan hat.
Nachrichten und Nachrichtenmedien sind heute in das softe, leichte Metier der Unterhaltung
abgeglitten und haben ihre Marke als seriöse Information ein wenig verloren.“ Ein
deutlicher Gesichtsverlust für die deutsche Medienlandschaft also. Ob man dafür nun
allein die Übermacht der Journalisten verantwortlich machen kann, sei dahingestellt.
Schließlich orientieren sich Medien doch immer auch am Geschmack des breiten Publikums.