Papst Benedikt XVI.,
polnische Politiker und Bischöfe haben Johannes Paul II. als Wegbereiter der friedlichen
Revolution von 1989 in Osteuropa gewürdigt. Der Besuch des polnischen Papstes in seinem
Heimatland vor genau 30 Jahren gilt als Anstoß für die Wende und das Zusammenwachsen
Europas. Vom 2. bis 10. Juni 1979 begleiteten fast zehn Millionen Gläubige den Papst
an verschiedenen Stationen in Polen, Menschen in aller Welt - auch in den Kommandozentralen
des kommunistischen Regimes - verfolgten seine furchtlosen Reden. Der Programmdirektor
von Radio Vatikan, Jesuitenpater Andrzej Koprowski, ist Pole und sagt im Rückblick: „Die
Reise spielte sich in einem ganz außerordentlichen Klima ab, das aber auch von politischer
Spannung geladen war. Das Regime, die Regierung und die Parteiführung hatten Angst
vor dieser Reise. Sie befürchteten, dass der Besuch des Papstes Demonstrationen und
Aufruhr verursachte. In Wirklichkeit waren es dann Tage voll Freude und Gelassenheit.
Zum ersten Mal nach Jahrzehnten kamen die Menschen in Freiheit zusammen. Sie haben
ihre eigene Würde wieder entdeckt. Das war nicht gegen das Regime. Das Regime verschwand
schlicht aus dem Blickwinkel.“ „Will Christus es vielleicht, lenkt es vielleicht
der Heilige Geist, dass dieser polnische Papst, dieser slawische Papst, gerade jetzt
die geistliche Einheit des christlichen Europa demonstriert?“ Für den langjährigen
Privatsekretär Karol Wojtylas und heutigen Krakauer Erzbischof Stanislaw Dzisziw haben
diese Worte in Gnesen die Entwicklung in Gang gesetzt: „Wir wissen, dass diese
christliche Einheit Europas aus zwei großen Traditionen besteht: der westlichen und
der östlichen.“ Johannes Paul predigte gegen Schwachheit und Mutlosigkeit,
gegen die Versuchung, sich vom Bösen überwältigen zu lassen; sprach zu Bischöfen,
Studenten und Arbeitern. Laut einer Umfrage sind heute 78 Prozent der Polen davon
überzeugt, dass dieser Besuch von 1979 letztlich zur Entstehung der Freiheits- und
Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc geführt habe. Den Ruf des Papstes aus Wadowice
nach einer Erneuerung der Erde verstanden seine Landsleute als Aufforderung zur Erneuerung
Polens. „Ich, ein Sohn polnischer Erde und zugleich Papst Johannes Paul II.,
ich rufe aus der ganzen Tiefe dieses Jahrtausends, rufe am Vorabend des Pfingstfestes
zusammen mit euch allen: Herr, Dein Geist steige herab! Dein Geist steige herab! Und
erneuere das Antlitz der Erde! Dieser Erde! Amen.“ (rv 10.06.2009 bp)