2009-06-07 12:48:06

Libanon: Patriarch Sfeir gegen Hisbollah-Sieg


RealAudioMP3 Der maronitische Patriarch Nasrallah Sfeir sprach sich gegen einen Sieg der Hisbollah bei den Parlamentswahlen an diesem Sonntag aus. Das berichtet die Nachrichtenagentur „National News Agency“. Sfeir bezeichnete die schiitische Hisbollah als „eine Gefahr für die Zukunft des Libanons“. Dieser Aufruf könnte die Wahlen stark beeinflussen, denn die Christen im Libanon gelten als Zünglein an der Wage. Beobachter gehen davon aus, dass die Entscheidung sehr knapp ausfallen könnte. Gut drei Millionen Wähler sind in zwei große Lager aufgeteilt: Auf der einen Seite die pro-westliche, sunnitisch dominierte Allianz von Ministerpräsident Fouad Siniora und Saad Hariri. Sein Vater Rafik Hariri kam bei einem Attentat vor vier Jahren ums Leben. Auf der anderen Seite das oppositionelle Bündnis mit der schiitischen Hisbollah an der Spitze. Sie steht Syrien und dem Iran nahe.
Während Sunniten und Schiiten meist ihr Lager wählen, dürften christliche Wähler zwischen den Koalitionen den Ausschlag geben. Bei einem kürzlich gehaltenen Interview hatte Patriarch Sfeir betont, dass die Libanesen Einheit und Frieden benötigen.

„Zunächst setzen wir auf Gott, der uns in diese Position gerufen hat. Und wir folgen der Wahrheit, so wie wir sie sehen. Wir ergreifen nicht Partei, sondern folgen der Wahrheit und sagen sie offen zu allen Menschen. Vielleicht werden einige von ihnen wütend, und andere freuen sich. Wir haben nicht die Absicht, diese Person aufzuregen oder einer anderen Person zu gefallen, sondern wir sagen die Wahrheit, wie sie ist.“

Auch richtete der Patriarch eine Botschaft an die libanesischen Wähler:
 
„Der libanesischen Wähler, wie jeder andere Wähler eines demokratischen Landes, muss die Interessen des Landes berücksichtigen, wenn er diesen oder jenen Kandidat wählt und wenn er Präferenzen hat, muss er den Kandidat wählen, der dem öffentlichen Interesse vor seinen eigenen Interessen dient. Wenn der Wähler so handelt, denke ich, ist er auf dem richtigen Weg. Folgt er aber nur seinen eigenen Interessen, ist das nicht gut.“


Ein komplizierter Wahlschlüssel legt die Verteilung der Mandate unter den elf (von insgesamt 18) Religionsgruppen fest, die mit Sitzen im Parlament vertreten sind. Die sunnitischen und schiitischen Muslime erhalten jeweils 27 Sitze, die Aleviten zwei und die Drusen, die in diesem Zusammenhang ebenfalls zu den Muslimen gezählt werden, acht Sitze. Diese politische Machtverteilung fußt auf einer Volkszählung aus dem Jahr 1933. Damals machten Christen und Muslime jeweils die Hälfte der Bevölkerung aus. Seither haben jedoch viele Christen das Land verlassen, und die Zahl der Muslime hat zugenommen. Daher schätzen Fachleute den Bevölkerungsanteil der Christen auf gegenwärtig nur noch 35 bis 40 Prozent.

(rv/reuters/you tube 07.06.2009 mg)







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